Facebook-Gründer in Deutschland: Zuckerberg, ganz frei von Hass
Der Facebook-Gründer spricht in Berlin. Es ist eine Lehrstunde in Sachen Filterblase: Nur das mitkriegen, was man mitkriegen will.
BERLIN taz | Die vergangenen Monate haben ihre Spuren hinterlassen bei Mark Zuckerberg. Und deshalb muss der Facebook-Chef auf der Bühne der Arena in Berlin-Treptow jetzt eines klarstellen: „Bis vor kurzem haben wir da keinen guten Job gemacht.“
Es geht um Hasskommentare auf der Internetplattform und Zuckerbergs wohldosierte Selbstkritik ist genau das, was die Politik hierzulande hören will. Die hatte angesichts seines Besuchs in Deutschland mit ganz besonderem Nachdruck darauf hingewiesen, dass es so ja nun nicht gehe.
Zuckerberg war in Berlin für ein sogenanntes „Town Hall Meeting“. Ausgewählte Gäste durften Fragen stellen, dazwischen mischten Facebook-Mitarbeiter Fragen aus der Community. Entsprechend wohlwollend gestaltete sich die Veranstaltung: Zuckerbergs Hund und seine Vaterrolle neben Fragen dazu, was Facebook im Allgemeinen und Zuckerberg im Besonderen denn in Zukunft Gutes für die Welt bereithalten. Blitzte doch mal kurz etwas Unbequemes auf, zog er es vor, nicht im Detail darauf einzugehen und das dennoch in viele Worte zu kleiden.
So blieb er die Antwort auf die Frage, wann genau ein Kommentar als Hatespeech eingestuft werde und wann nicht, ebenso schuldig, wie eine Lösung für das Problem, dass Nutzer des Facebook-News-Feeds tendenziell Inhalte präsentiert bekommen, die der eigenen Weltsicht entsprechen. Und so Unbequemes ausblenden.
Filter Bubble heißt das Phänomen, und Zuckerberg wischte es einfach vom Tisch. Studien, die die Existenz einer Filterblase sehr wohl nahelegen, zog leider niemand hervor. Ähnlich harmonisch hatten sich bereits die Redner am Vorabend gezeigt, als Zuckerberg einen Preis des Axel-Springer-Konzerns verliehen bekam.
Auf die obligatorische Frage nach dem Datenschutz erklärte Zuckerberg schließlich, dass Nutzer natürlich komplette Kontrolle darüber hätten, wer bei Facebook die eigenen Daten sehen darf und wer nicht. Auf die Idee, dass so mancher, vielleicht auch erst in Zukunft, gerne ein paar Daten Facebook gegenüber verbergen würde, das aber nicht einmal durch Löschen kann, ist er wohl noch nicht gekommen. Zuckerberg, in seiner ganz eigenen Filterblase.
Leser*innenkommentare
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Gast
Diese Kampagne gegen Hatespeech ist dämlich. Wir werden erleben wie das Ding zum Eigentor wird. Man gibt das jetzt in private Hände, die Speichellecker bei der Wirtschaft werden aber auch zukünftig Hatespeech beliebig nach jeweiligem Regierungswunsch definieren. Mir ist da nicht wohl dabei, das gehört transparent in Bürger- oder NGO-Hand. Wenn ein Konzern hinter verschlossenen Türen im Auftrag eines anderen Konzerns öffentliche Äußerungen kontrolliert könnte ich kotzen, Hatespeech hin oder her...