Facebook löscht Posting über Rassismus: Wer darf Dirndl tragen?

Eine schwarze Frau in Tracht wird rassistisch angefeindet. Sie lässt sich nicht unterkriegen und erzählt öffentlich davon. Eine kleine Erfolgsstory.

Ein Kleiderständer voller Dirndl

Dirndl für alle – oder doch nicht? Foto: Imago/Michael Eichhammer

BERLIN taz | Eine Gruppe junger (Wahl-)Wiener:innen will spontan in ein na­he­ge­le­genes Dorf fahren, zum Weinfest. Man wirft sich in Schale. Bei einem Dorffest in Österreich heißt das natürlich Dirndl und Lederhosen. So zieht man los. Trinken, lachen, Zuckerwatte essen. Ein schöner Abend.

So hätte es laufen sollen, ist es aber nicht. Schon wenige Minuten nachdem die Gruppe in Traiskirchen angekommen ist, tauchen Jugendliche auf, einer ruft: „Jetzt hab ich alles gesehen, ein N*ger im Dirndl, das kann ich jetzt abhaken“, so beschreibt es die Betroffene unter dem Namen Imoan Kinshasa auf ihrer Website nach dem Vorfall. „Als gebürtige Bayerin trage ich immer schon Dirndl“, schriebt sie.

Auf dem Weinfest in Traiskirchen wird die Frau angestarrt, immer wieder hört sie Gelächter und Gerede über die „Schwarze im Dirndl“.

Für diese Leute sei eine schwarze Frau in Tracht eine Karikatur, schreibt sie später in einem Post auf Facebook. Die Schuld sieht sie auch in der Politik und wendet sich direkt an Horst Seehofer und Markus Söder: „Ihr zwingt jeden Menschen mit klarem Verstand quasi dazu diese ‚Leitkultur‘ abzulehnen.“

Kinshasa will die Erfahrung öffentlich machen. In dem kurzen Text erzählt sie von den Anfeindungen und gibt sie Wort für Wort wieder. Doch wird der Eintrag von Facebook gesperrt – wegen Hate Speech.

Aber Imoan Kinshasa hat gerade erst angefangen, sie erstellt eine Website, auf der sie das Erlebte nochmals veröffentlicht und auch auf Facebook postet sie einen Screenshot ihres Textes. Die Geschichte schlägt Wellen.

In einem Interview mit der Wienerin sagt sie: „Jeden Tag wird man mit Rassismus auf Facebook, in den Medien und Alltag erschlagen, dabei kann jeder Einzelne für Betroffene einstehen. Wer schweigt, stimmt dem Ganzen zu. Wichtig ist, dass man danach zuhört.“

Solidarität aus dem Netz

Und es hören viele zu. Über Facebook und ihre Website erreichen Kinshasa Solidaritätsbekundungen und ähnliche Geschichten von Betroffenen. Und eine Nachricht des Bürgermeisters von Traiskirchen, Andreas Babler (SPÖ). Ihm tue es unendlich Leid, was da passiert sei, schreibt er. Er wolle sie noch mal in sein Städtchen einladen, um „das schöne und gute Traiskirchen zu erleben“.

Und so kommt es dann auch. Diese Geschichte über Rassismus hat ein kleines Happy End, dank der Beharrlichkeit einer jungen Frau und einem engagierten Bürgermeister. Trotzdem ist sie auch eine weitere Erinnerung daran, dass Ausgrenzung für nicht-weiße Menschen leider noch immer zum Alltag gehört.

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