Fahrradbewegung in Deutschland: Alle Rekorde gebrochen

Voller Erfolg für Critical Mass: Bei den unangemeldeten Pulkfahrten sind am Freitag deutschlandweit bis zu 7.000 Menschen durch über 20 Städte geradelt.

Critical Mass wartet nicht, bis es offiziell grüne Licht für radfahrerfreundiche Städte gibt Bild: dpa

BERLIN taz I Die Critical-Mass-Bewegung kann neue Rekordzahlen vermelden. Am Freitagabend sind mehrere tausend Menschen zu den unangemeldeten Rundfahrten durch Innenstädte gekommen. Fast überall wurden neue Rekorde bei der Teilnehmerzahl gemeldet.

Die Initiative Critical Mass Altona meldete per Twitter genau 3.053 Teilnehmer allein in Hamburg. Ein Sprecher der Polizei sprach gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sogar von 4.500 Radfahren, damit wäre das die bisher größte Critical Mass in Deutschland gewesen. Der Treffpunkt der Hamburger – diesmal das Planetarium – war wenige erst Stunden vor Beginn im Internet benannt gegeben worden. Viele Mitradler waren einem weiteren Aufruf gefolgt, und hatten ihre Bikes frühlingshaft mit Blumen geschmückt.

Auch in Berlin gab es die wohl größte Fahrraddemo aller Zeiten. Nach taz-Schätzung fuhren hier bis zu 1.500 Radler drei Stunden lang durch die Stadt bis sie gegen 23 Uhr am Brandenburger Tor ankamen. Die Polizei begleitete die Demo mit zahlreichen Motorradfahrern, die die Seitenstraßen blockierten und ungeduldige Autofahrer anschnauzten, die dem Radlerpulk nicht den Vortritt lassen wollten. Nur die auch in der Critical-Mass-Bewegung umstrittene Fahrt durch den Autotunnel unter dem Tiergarten ließ die Polizei diesmal nicht zu. Die Einfahrt war komplett mit Schranken versperrt.

Aber nicht überall waren die Beamten den kritischen RadlerInnen wohlgesonnen. In Leipzig wurden die rund 100 Teilnehmer der dortigen Critical Mass von der Polizei gestoppt und kontrolliert. Hier hatten die Beamten offenbar noch nicht begriffen, dass sich die Critical-Mass-Bewegung auf die Straßenverkehrsordnung berufen kann. Demnach zählen Radler, wenn sie in Gruppen mit mehr als 15 Personen fahren, als Verbund. Sie dürfen dann nebeneinander fahren und komplett eine Kreuzung queren, wenn die Spitze des Verbandes Grün hatte.

Die ursprünglich aus den USA stammende Bewegung hat in den letzten 20 Jahren weltweit Nachahmer gefunden. Meist treffen sie sich am letzten Freitag im Monat an einem schon traditionellen oder an einem spontan per Internet verkündeten Treffpunkt, um dann ohne feste Route durch die Innenstädte zu kurven. So kamen am Freitag zum Beispiel in Miami mehrere tausend Radler zusammen, die dann 20 Meilen bis Miami Beach fuhren.

In Deutschland sind die meisten Gruppen noch wesentlich überschaubarer. Laut Teilnehmerberichten waren diesmal in Köln 300 bis 500, in Oldenburg rund 300, in Kiel exakt 281, in Trier und Osnabrück je 60, in Hannover 50 und in Chemnitz 30 Radler im Pulk. Zudem gab es Fahrten Rostock, Bremen, Freiburg, Greifswald, Koblenz, Nürnberg, Paderborn, Potsdam, Aachen und Kassel, von denen bisher aber keine Teilnehmerzahlen vorliegen. Erstmals gab es eine Critical Mass am Freitag auch in der angeblichen Fahrradhauptstadt Münster. Hier kamen laut Teilnehmerberichten 50 Menschen zusammen.

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