Familienreport vorgestellt: Wieder ein paar Babys mehr

Frauen zwischen 30 und 40 haben mehr Kinder gekommen, die Zahl der Geburten stieg 2007 leicht an. Grund genug für Ministerin von der Leyen, sich selbst zu loben.

Mehr, aber noch nicht genug: Um den Bevölkerungsschwund aufzuhalten, muss jede Frau im Durchschnitt 1,6 Kinder bekommen. Bild: dpa

BERLIN taz Die Zahl der Geburten ist in Deutschland im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen. Vor allem mehr Frauen zwischen 30 und 40 Jahren haben Kinder bekommen. Das zeigt der aktuelle "Familienreport", den Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Montag vorstellte.

Für 2008 schätzt das Statistische Bundesamt rund 690.000 Geburten - 5.000 mehr als im Vorjahr. Damit scheint sich ein positiver Trend fortzusetzen, der 2007 begann. Während zehn Jahre lang die Geburtenzahl kontinuierlich gesunken waren, wurden 2007 erstmals mehr Kinder als im Vorjahr geboren. Besonders mehr Frauen zwischen 30 und 40 Jahren bekamen Kinder - aus welchen Bildungs- und Einkommensschichten sie stammen, wurde nicht erhoben.

Die Ergebnisse seien "kein Grund für Euphorie, aber Grund für Zuversicht", sagte von der Leyen. Der Soziologe Hans Bertram warnte jedoch bei der Vorstellung des Berichts, dass die Zunahme der Geburtenzahl nicht ausreiche, den Bevölkerungsschwund aufzuhalten. 2007 wurden 1,37 Kinder pro Frau geboren - doch nötig seien zwischen 1,6 und 2,1 Kinder.

Als weiteres positives Zeichen sah die Familienministerin den stärkeren Kinderwunsch bei Vätern. Neun von zehn jungen Männern zwischen 15 und 45 Jahren wünschen sich ein Kind. Allerdings geben Männer in Umfragen an, dass sie den Kinderwunsch letztlich doch auf die Zeit nach dem Berufseinstieg verschieben. Laut einer Erhebung der EU wünschen sich Frauen in Deutschland durchschnittlich 2,24 Kinder und Männer durchschnittlich 2,17 Kinder. Familienforscher Bertram sagte dazu, tatsächlich werde wieder mehr über die "positive Bedeutung von Kindern" gesprochen.

Die Ministerin betonte, wie wichtig Maßnahmen wie das Elterngeld oder der Ausbau der Kinderbetreuung seien, damit der Kinderwunsch in der Praxis nicht scheitert. Mit ihrer Werbung für die eigene Familienpolitik verteidigte sie gleichzeitig ihre Ressortausgaben. Familienpolitik müsse gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise an erster Stelle stehen - das seien keine "Wohltaten", sondern "Voraussetzung für Wachstum". Für den Familienreport rechnete das Institut der deutschen Wirtschaft Köln aus, dass durch Familienpolitik das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozentpunkte steigen kann.

Problematisch sieht von der Leyen, dass viele Eltern und Kinder weiter in Armut leben. "Die Kinderarmut ist beschämend", sagte sie. Vor allem Alleinerziehende, von denen 90 Prozent Frauen seien, brauchten spezifische Hilfe wie eine gute Kinderbetreuung und kinderfreundliche Arbeitsplätze. 40 Prozent von ihnen leben von Hartz IV. Das sind 660.000 Erwachsene mit einer Million Kindern.

Um noch mehr Menschen dazu zu bewegen, Kinder zu bekommen, forderte von der Leyen finanzielle Hilfen bei der künstlichen Befruchtung. "Ich finde den sächsischen Weg bemerkenswert", sagte sie mit Blick auf das Bundesland, das bereits erste Schritte unternommen hat. Eine Unterstützung mit Eigenbeteiligung sei "durchaus überlegenswert".

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