(Fast) unangekündigte BER-Visite: Potemkinsche Checkin-Schalter

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) erfreut Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup mit einem sehr spontanen Spontanbesuch.

Beobachtet nicht nur den BER mit strengem Blick: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Foto: dpa

Was für ein Affront! Erst redet der neue Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer schlecht über den BER, ohne sich wenigstens einmal dorthin bemüht zu haben. Und dann, an diesem Dienstag, taucht er dort mit seinem ganzen Tross auf und sagt erst eine halbe Stunde vorher Bescheid, denn: „Ich wollte bewusst keine Baustelle sehen, die für den Minister durch lange Vorankündigungen auf Hochglanz gebracht wird, sondern eine im alltäglichen Normalmodus“ (O-Ton Scheuer in der Bild).

Sprich: Hätte er Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, wie in solchen Kreisen ja üblich, mit ein paar Tagen Vorlauf in Kenntnis gesetzt, hätte der natürlich eine Putztruppe durchgeschickt und potemkinsche Check-in-Schalter aufbauen lassen – oder so. Im Nachgang ließ der Minister dann verlauten, der BER sei „nach wie vor ein Riesenärgernis“, und er „akzeptiere es nicht, wenn die Welt über diese Baustelle lacht“.

Klingt fast schon bedrohlich. Vielleicht hatte Scheuer ja auch das taz-Interview mit Lütke Daldrup gelesen und war ein bisschen ungehalten. Er habe sich, so der BER-Chef dort, über Scheuers [reichlich haltlose, d. Red.] Aussagen „ein bisschen gewundert“. Aber „manches in der Politik ist auch Folklore“, hatte er hinzugefügt.

Nach dem Showdown in Schönefeld blieb Lütke Daldrup dann ganz Lütke-Daldrup-mäßig cool: „Ich freue mich, dass der neue Verkehrsminister sich so kurzfristig Zeit genommen hat, um erstmalig den BER zu besichtigen. Das ist ein wichtiges Signal und unterstreicht die Bedeutung des neuen Flughafens für die Region und den Wirtschaftsstandort Berlin/Brandenburg.“

„Mehr erfreut als überrascht“

Laut BER-Sprecher Hannes Hönemann kam die Überrumpelungsvisite auch gar nicht so schrecklich ungelegen: „Herr Lütke Daldrup war deutlich mehr erfreut als überrascht“, so Hönemann zur taz. Die Einladung habe schon lange gestanden, dann habe der Minister angerufen, und der Chef habe „Los geht’s“ gesagt, ganz einfach.

Von Teilnehmern war zu hören, dass Andreas Scheuer sich nach seinem Besuch vom Flughafengebäude beeindruckt gezeigt habe. Überhaupt sei die Atmosphäre konstruktiv gewesen. Wenn jetzt noch mal ein Querschuss kommt, kann es sich also wirklich nur noch um Folklore handeln.

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