Fast vergessenes Nordkorea: Doppelte Botschaft an Kim Jong Il

China und die USA verstärken ihre Kontakte zu Pjöngjang. Zur Rede steht die Wiederaufnahme der Atomgespräche und der Abbau der Spannungen zwischen USA und Nordkorea.

Massenchoreographie in Nordkorea im August 2011. Bild: dapd

PEKING taz | Während die Welt noch auf die Unruhen in Libyen und das böse Ende seines Diktators schaut, bemühen sich internationale Diplomaten derzeit wieder verstärkt um Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il: So trafen Vertreter Washingtons und Pjöngjangs am Montag in der US-Botschaft bei den Vereinten Nationen in Genf zusammen, um, wie es ganz allgemein hieß, über den Abbau der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu sprechen.

Tags zuvor war eine hochrangige Delegation aus Peking in Nordkorea eingetroffen. Vizepremier Li Keqiang überbrachte den Nachbarn seine doppelte Botschaft: China wünscht eine Rückkehr zu den Pekinger Gesprächen über ein Ende des nordkoreanischen Atomprogramms, das seit 2009 auf Eis liegt. Gleichzeitig bekräftige der Politiker, der als künftiger Regierungschef Chinas gehandelt wird, die "tiefe Freundschaft" der beiden Staaten, die "seit uralten Zeiten" bestehe.

Li, der bis Dienstag in Nordkorea bleibt, reist in Begleitung einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation, darunter der Chef der Chinesischen Entwicklungsbank, Chen Yuan. Die chinesische Regierung hat in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, den widerstrebenden "Genossen General" Kim Jong- Il zu Wirtschaftsreformen zu drängen und ihn bei seinen vier Besuchen seit 2010 unermüdlich durch Industrieanlagen und Hightech-Parks geführt.

In den ersten sieben Monaten sind die Handelsgeschäfte zwischen beiden Ländern um 87 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar angestiegen. Zu den wichtigsten Projekten gehört die Sonderwirtschaftszone "Rason" in den nordkoreanischen Orten Rajin und Sonbong, die knapp 50 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt liegt. Hier sollen chinesische Firmen in Fabriken und einen Hafen investieren.

Nicht weit entfernt haben russische und nordkoreanische Eisenbahner Mitte Oktober eine reparierte Eisenbahnlinie getestet, die den Hafen von Rajin mit der russischen Grenzstadt Khasan verbindet. Die Reparatur war überwiegend von Russland finanziert worden. Sollte der Zug einmal regulär fahren, könnten Waren aus der nordkoreanischen Sonderwirtschaftszone nach Khasan und von dort eventuell weiter mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Europa befördert werden.

Diese Initiativen kommen zu einer Zeit, in der sich Peking ebenso wie die USA darüber Sorgen machen, dass die Militärs in den Atomfabriken Nordkoreas still und leise daran arbeiten, Uran für den möglichen Bau von Atombomben anzureichern und noch mehr waffenfähiges Plutonium zu produzieren, als sie bereits besitzen. US-Experten wollen auch wissen, dass die nordkoreanische Armee derzeit an neuen Langstreckenraketen arbeitet.

Eine Übereinkunft aus dem Jahr 2005 über Schritte zur Beendigung des Pjöngjanger Atomprogramms, die im Rahmen der Pekinger 6-Parteien-Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, den USA, China, Russland und Japan beschlossen worden war, ist inzwischen Makulatur. Amerikanische Experten waren im vergangenen Jahr in Nuklearlabors geführt worden, wo sie deutliche Hinweise auf solche Arbeiten erhielten.

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