Fehler bei der „Heute Show“ im ZDF: Wenn die Linke zur Rechten wird

Die „Heute Show“ zeigt ein verkürztes Interview mit einer angeblichen AfD-Sympathisantin. Dabei ist sie Linken-Mitglied. Die Redaktion entschuldigt sich.

Wurde in der „Heute Show“ zur Rechten: Marlena Schiewer. Screenshot: www.youtube.com/user/FernsehkritikTVplus

BERLIN taz | Kommunikation auf der Arbeit schadet nie. Vor allem, wenn die Ergebnisse der Arbeit massenmedial verbreitet werden. Absprachen, Absprachen, Absprachen! Ganz besonders, wenn man in politisch aufgewühlten Zeiten („Lügenpresse auf die Fresse!“) bei einer Satire-Sendung arbeitet, die sich immer wieder gegen rechtes Gedankengut wendet.

Hätten jedenfalls Autoren und Mitarbeiter der „Heute Show“ etwas intensiver miteinander gesprochen, wäre der Fehler am Freitag nie passiert.

„Heute Show“-Moderator Oliver Welke moderiert einen Beitrag zur AfD an. Diese habe ja immer mehr Fans. Es wird ein Ausschnitt aus einem ARD-Interview mit einer jungen Frau eingespielt. „Ich möchte nicht mehr die NPD wählen, weil die mir zu rechtsextrem ist, deswegen wähle ich jetzt die AfD. Ich sage immer, das ist die NPD in freundlich“, sagt sie. Pfui, möchte man rufen. Wieder so eine Ossi-Tante (sieht man doch am tristen Hintergrund), die nichts gelernt hat, dumm wie Brot ist.

Blöd nur, dass die Frau gar nicht NPD gewählt hat und auch mit der AfD nicht sympathisiert, sondern mit der Linkspartei. In dem ungeschnittenen Interview, das vor mehreren Monaten im ARD-Nachtjournal lief, sprach sie über das Wahlergebnis in dem sächsischen Dorf Dürrhennersdorf. Im Original sagte sie: „Hier auf dem Dorf gibt es ziemlich viele Leute, die rechter Meinung sind und die einfach sagen, ich möchte nicht mehr die NPD wählen, weil die mir zu rechtsextrem ist, deswegen wähle ich jetzt die AfD. Ich sage immer, das ist die NPD in freundlich.“

Über Facebook zur Wehr gesetzt

Das klingt schon anders. Marlana Schiewer, so der Name des noch minderjährigen Satire-Opfers, wies am Samstag auf Facebook auf den Fehler hin, bat um Unterstützung. Sie ist jugendpolitische Sprecherin der Linkspartei im Kreis Görlitz.

Das Blog Fernsehkritik.tv berichtete als erstes über den Fauxpas. In einem Video haben die Macher die beiden Interviews zudem gegeneinander gestellt:

Am Samstag reagierte die „Heute Show“. Via Facebook entschuldigte sich die Redaktion für den Fehler. Später erklärte sie, dass es sich um ein Kommuniktionsproblem zwischen Autoren des Beitrags und Mitarbeitern, die TV-Material sichten, gehandelt habe. Moderator Welke habe sich demnach bei Schiewer bereits gemeldet, in der kommenden Sendung solle der Sachverhalt richtig gestellt werden.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Marlana Schiewer erklärte am Sonntag, sie sei enttäuscht gewesen über die Darstellung. Sie hält dem ZDF allerdings zu Gute, „zeitnah und transparent“ den Fehler eingeräumt zu haben. Die persönliche Entschuldigung von Oliver Welke habe sie angenommen.

Man muss der „Heute Show“ keine bewusste Manipulation unterstellen, dafür hat sie sich in der Vergangenheit zu häufig und zu eindeutig links der Mitte positioniert. Außerdem ist die Reaktion des ZDF vorbildhaft. Dennoch bleibt ein übler Beigeschmack. Fernsehkritik.tv fasst die Geschichte dann doch recht simpel zusammen: „Satire darf alles ... aber fälschen sollte sie nicht.“ Das stimmt wohl. Hinzufügen könnte man: Satire darf alles ... nur nicht schlecht recherchieren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.