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Felix Banaszak und das StadtbildWas hängen bleibt

Tobias Schulze

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Tobias Schulze

Grünen-Chef Banazsak versucht Merz' Stadtbild-Debatte auf links zu drehen – mit Differenzierung, statt Empörung. Warum es ihm nicht gelungen ist.

Felix Banaszak: Reine Empörung überzeugt gemeinhin die Überzeugten, bringt aber kaum neue Wäh­le­r*in­nen Foto: Henning Kaiser/dpa

A ls Grünen-Chef 2025 hat man es mit so einer Stadtbild-Debatte nicht leicht. Felix Banaszak peilt als Parteivorsitzender erklärtermaßen Mehrheiten für das Mitte-links-Lager an und will dafür auch Wäh­le­r*in­nen gewinnen, die zuletzt nicht für seine Partei, die Linke oder die SPD gestimmt haben. Ihm geht es also bei Weitem nicht nur um Menschen, die in den letzten Tagen gegen Friedrich Merz und dessen Abschiebe-Aussagen demonstriert haben. Er will auch Stimmen von Leuten holen, die meinen, dass der Kanzler irgendwie recht hat.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich der Debattenbeitrag, indem Banaszak am Wochenende forderte: Progressive Kräfte müssen sich mit den Ängsten beschäftigen, die Merz adressiert. Der Vorstoß ist verständlich. Was sind die Alternativen? Reine Empörung überzeugt gemeinhin die Überzeugten, bringt aber kaum neue Wähler*innen. Statistiken (die Sicherheitslage verschlechtert sich nicht) helfen wenig gegen Bauchgefühle (die Sicherheitslage verschlechtert sich rapide). Das Thema vorbeiziehen lassen, um lieber nächste Woche in einem anderen Feld zu punkten, bringt auch nicht viel. Die nächste Debatte wird sich kaum um die Wasserqualität des Rheins drehen.

Es liegt nahe, wie Banaszak den anderen Weg auszuprobieren: das Thema an sich ziehen und es mit progressiveren Inhalten neu befüllen. Risikofrei ist aber auch dieser Versuch nicht. Vielleicht sind die Gefahren sogar noch größer als bei den Alternativen: Die Stadtbild-Debatte wurde von rechts gesetzt. Ein Mitte-rechts-Kanzler hat sie getrieben von einer Rechsaußen-Partei losgetreten und dazu einen vagen Begriff mit Raum für ultrarassistische Deutungen genutzt.

Für die Rechten ist diese Diskussion ein Heimspiel, in dem sie mit zwei Toren führen. Es ist zweifelhaft, dass sich dieses Spiel jetzt noch von links drehen lässt und das Land ab morgen über den Mangel an So­zi­al­ar­bei­te­r*in­nen und Fixerstuben spricht. Was von Felix Banaszaks differenzierter Aussage am Ende wahrscheinlich hängen bleibt, ist das, was erste Medien schon jetzt titeln: Selbst der Grünen-Chef gibt Merz recht.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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1 Kommentar

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  • Aus der SPD und von der Bundesarbeitsministerin kommen ähnliche Töne, Probleme anzugehen.



    Wenn die Grünen hier ähnlich argumentieren, wird es möglich, die Diskussion auf links zu drehen.



    So würde öffentlichkeitswirksam das umgesetzt, was seit Jahren bemängelt wird: die Abgehobenheit des Bundestages gegenüber realen Problemen.



    Merz behauptet, Dobrint würde die Probleme lösen. Das ist irreführend.



    Klamme Kommunen werden nicht durch Abschiebungen wieder handlungsfähig.



    Bärbel Bas hat ebenfalls einige Vorschläge gemacht und es wäre klug, die Diskussion weiter " zu versachlichen".



    So können "gestandene Politiker" öffentlichkeitswirksam zeigen, was möglich ist.



    Hier kommt auch wieder Geld ins Spiel.



    Der Plan, in Infrastruktur zu investieren soll ja gerade auch den klammen Kommunen nützen. Hier sollte jetzt nachgefasst werden und die Länder ebenfalls an ihre Verantwortung erinnert werden.



    In der ganzen, von rechts geführten Debatte,



    könnte ehrliche Arbeit von links Lösungen schaffen.



    Das wäre ein wirklich konstruktiver Beitrag.



    Ein Rückzug auf "Dagegen!" bietet keine Zukunft für linke Politik .



    Ich freue mich über die aktiven Töchter!



    Jetzt könnte mal gesagt werden, was sie wollen!