Ferda Ataman über Seehofers Politik: „Wir haben die gleiche Heimat“

Ihretwegen kommt Horst Seehofer nicht zum Integrationsgipfel: Die Journalistin Ferda Ataman erklärt, wie man positiv mit dem Heimat-Begriff arbeiten könnte.

Ferda Atama im blauen Sakko guckt dialogbereit durch ihre Brille

Ferda Ataman bedauert Horst Seehofers Absage Foto: Imago/ Jürgen Heinrich

Frau Ataman, warum haben Sie die Nazi-Keule gegen Horst Seehofer geschwungen?

Nazi-Keule? Lustig. Lesen Sie doch bitte meinen Text.

Sie meinen den Kommentar, dessentwegen Seehofer seine Teilnahme am Integrationsgipfel abgesagt hat? Sie haben darin immerhin seinen Heimatbegriff mit der nationalsozialistischen Ideologie von Blut und Boden in Verbindung gebracht.

Ich habe beschrieben, wie die Heimat-Debatte, die gerade von allen Parteien geführt wird, bei mir als Kind von Gastarbeitern ankommt. Der Heimatbegriff hat eine Vorgeschichte, er ist leider mit der Blut- und Boden-Ideologie kontaminiert. Wer ihn verwendet, gerade als Politiker, sollte diesen historischen Bedeutungszusammenhang kennen und das nicht persönlich nehmen.

Was halten Sie von Seehofers Heimatbegriff?

Seehofer hat einen Leitartikel in der FAZ geschrieben, den ich sehr gern gelesen habe. Darin schreibt er, dass sein Ministerium eine „Politik der Vielfalt“ betreiben möchte. Zuvor hat er aber per Bild-Interview erklärt, dass „der Islam nicht zu Deutschland gehört“. Mir ist also noch nicht ganz klar, wie er Heimatpolitik umsetzen will.

38, ist Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Sie hat den Mediendienst Integration mitgegründet und ist Sprecherin der Neuen Deutschen Organisationen, in denen sich Initiativen von Menschen aus Einwandererfamilien sammeln, die sich nicht mehr als Migranten bezeichnen lassen wollen.

Wie würde ein Heimatbegriff aussehen, in dem Sie sich wiederfinden?

Es geht in der Debatte ja eigentlich nicht darum, wie Menschen persönlich Heimat empfinden. Sondern wie eine Politik, die mit dem Begriff der Heimat arbeitet, aussehen kann. Und da brauchen wir positive Botschaften, und nicht Heimat als Antwort auf sogenannte Überfremdungsängste. Zum Beispiel: Deutschland ist Heimat der vielen, nicht der Völkischen. Deutschland ist Heimat der Religionsfreiheit. Es gibt viele positive Botschaften, die man mit Heimat verknüpfen kann.

Bedauern Sie, dass Seehofer nicht am Gipfel teilnimmt?

Sehr. Wir haben ja die gleiche Heimat, nämlich Bayern. Da hätten wir bestimmt Anknüpfungspunkte gefunden.

Wären Sie zu einem persönlichen Gespräch mit ihm bereit?

Klar, immer.

Was erwarten Sie selbst vom Integrationsgipfel?

Angela Merkel hat Integration vor zehn Jahren zur Chefsache erklärt. Das war sehr richtig und wichtig. Hoffentlich kommen wir darüber wieder zu Diskussionen über Teilhabe und weg von den Ausgrenzungsthemen, die gerade die Debatten über Migrationspolitik bestimmen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.