Feuer in Asylunterkunft in Bautzen: Mit „unverhohlener Freude“

Ein Hotel in Bautzen, das für Flüchtlinge vorgesehen war, hat in der Nacht zum Sonntag gebrannt. Die Löscharbeiten wurden von Schaulustigen behindert.

Die Feuerwehr versucht das brennende Heim zu löschen

„Manche kommentierten das Brandgeschehen mit abfälligen Bemerkungen“, heißt es im Bericht der Feuerwehr Foto: dpa

GÖRLITZ epd/dpa | Im sächsischen Bautzen hat in der Nacht zu Sonntag ein für Flüchtlinge vorgesehenes Gebäude gebrannt. Wie die Polizei in Görlitz am Sonntag mitteilte, brannte der komplette Dachstuhl des sogenannten Husarenhofs am Rande der Bautzener Innenstadt.

Das Gebäude wurde zuletzt als Hotel genutzt und sollte für Flüchtlinge hergerichtet werden. Die Ursache des Feuers sei noch unklar, sagte ein Sprecher der Polizei. Es ermittelten die Kriminalpolizei und das auf rechtsextreme Straftaten spezialisierte Operative Abwehrzentrum „in alle Richtungen“.

Für die Löscharbeiten waren den Angaben zufolge 70 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr sowie zahlreiche freiwillige Feuerwehrleute im Einsatz. Deren Arbeiten wurden in der Nacht von Schaulustigen teilweise massiv behindert, hieß es. Gegen drei Bautzener wurden Platzverweise erteilt. Zwei von ihnen wurden in Gewahrsam genommen, weil sie der Aufforderung nicht nachkamen.

Die Polizei berichtete von Anwohnern und teils alkoholisierten Schaulustigen, die sich in der Nähe des Gebäudes aufhielten. „Manche kommentierten das Brandgeschehen mit abfälligen Bemerkungen und unverhohlener Freude“, heißt es in der Mitteilung der Polizei.

Die Löscharbeiten dauerten den Angaben zufolge bis zum Sonntagmorgen an. Böiger Wind habe die Löscharbeiten erschwert. Ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude in der eng bebauten Innenstadt habe aber verhindert werden können.

Reaktionen aus der Politik

Auf die Bilder aus Bautzen haben mittlerweile auch Politiker des Bundes, des Landes Sachsen und der Stadt Bautzen reagiert. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) twitterte: „Wer unverhohlen Beifall klatscht, wenn Häuser brennen, und wer Flüchtlinge zu Tode ängstigt, handelt abscheulich und widerlich.“

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), erklärte: „Ich bin entsetzt, dass es in Deutschland wieder zu Szenen kommt, in denen ein Mob applaudiert, weil ein Flüchtlingsheim brennt.“ Ein solches Verhalten sei „erbärmlich“, erklärte die Migrationsbeauftragte.

Ähnlich äußerte sich Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). „Das sind keine Menschen, die sowas tun. Das sind Verbrecher“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es sei „unerträglich, wie offen und respektlos der Hass auf Ausländer zur Schau getragen wird“, sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) der Nachrichtenagentur dpa. Der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) sagte: „Was hier und heute geschehen ist, macht mich sehr wütend.“ Dass Feuerwehrleute verbal attackiert und teilweise an ihrer Arbeit gehindert worden seien, bezeichnete er als „widerlich“.

Ahrens sagte, er sei schockiert, das so etwas in Bautzen möglich sei. In den vergangenen Monaten sei die Diskussion um die Unterbringung von Asylbewerbern „fast ausnahmslos sachlich geführt“ worden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.