Feuer: „Wollte jemand Schaden anrichten“

Brandstiftung an der Wohnungstür eines bekannten Mieteraktivisten in Prenzlauer Berg.

„Sprachlos“ sei er, „schockiert“, sagt Marek Fechter*, als er am Montag über den Brand berichtet, der seine Wohnungstür komplett zerstört hat. Der Rahmen ist schwarz verschmort, Asche liegt im Flur. „Und es riecht bestialisch. Da wollte jemand großen Schaden anrichten.“

In der Nacht zu Sonntag hatten Unbekannte Feuer gelegt an der Tür zu Fechters Wohnung in der Gleimstraße 52 in Prenzlauer Berg. Auch die Polizei spricht von Brandstiftung. Die Feuerwehr habe die Flammen schnell löschen können. Hinweise auf die Täter gebe es noch nicht.

Im Haus wird nun spekuliert. Denn Fechter ist ein engagierter Mietaktivist, er hat auf Ausschusssitzungen im Bezirk gesprochen. Seit Monaten kämpfen die Bewohner der Gleimstraße 52, einem der letzten unsanierten Häuser im Viertel, gegen eine geplante Modernisierung. Im Frühjahr wurde ihnen die Sanierung angekündigt und mit ihr die Verdoppelung der Mieten, teilweise um 6,90 Euro pro Quadratmeter. Bezirkspolitiker empörten sich, viele Mieter verließen das Haus, andere klagten.

Er wolle sich an den Spekulation über die Brandleger nicht beteiligen, sagt Fechter, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Beim Brand sei er nicht im Haus gewesen, Nachbarn hätten die Feuerwehr und dann ihn angerufen. Auf dem lokalen Blog „thaelmannpark“ wird gemutmaßt: „Den Modernisierern ist wahrscheinlich jetzt jedes Mittel recht, um die letzten Mieter aus dem Haus zu drängen.“

Corinna Kaspar, Sprecherin des Hauseigentümers Christian Gérome, nennt das „vollkommenen Blödsinn“. „Niemand muss in dem Haus verdrängt werden.“ Man warte auf die Ergebnisse der Polizeiermittlungen. Kaspar verweist auf eine Vereinbarung, die Gérome vor drei Wochen mit dem Bezirk und der Mieterberatung Prenzlauer Berg geschlossen hat. Darin werden den Mietern Ersatzwohnungen während der Sanierung angeboten und die Kaltmieten auf „maximal 5,47 Euro pro Quadratmeter“ festgelegt. An der Grundsanierung habe kein Weg vorbeigeführt, so Kaspar. Das Haus sei mit Schwamm befallen und habe zum Teil noch Außentoiletten gehabt.

Die Vereinbarung beruhigt Fechter nicht. Die Mieter seien daran nicht direkt beteiligt worden und würden nur „mangelhaft informiert“. Nun stehe er vor einem Dilemma: Seine Wohnung sei durch den Brandgeruch unbewohnbar. „Aber wenn ich gehe – wer weiß, ob ich dann je zurückkehren kann.“

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