Fiktion und Realität: Was ist wahrer Luxus?

Perfekter Service und Komfort? Oder doch lieber Zelten am Waldesrand?

Santorini/Griechenland Bild: Yiannis Papadimitriou/makednos.gr

Durch die Entscheidung für teure und exklusive Reisen möchten sich viele Touristen vom sogenannten Massentourismus abheben. Dies wird in der Regel als Qualitätstourismus bezeichnet. Doch bedeutet Qualität für den einen das 5-Gänge-Menü im Luxushotel mit anschließendem Bad im Whirlpool, ist es für den anderen das Heulen der Wölfe beim Zelten in der unberührten Natur. Qualität funktioniert nur auf individueller Ebene und ist bestenfalls für Zielgruppen messbar. Gerade durch diese Individualität ist ein allgemeiner Qualitätsstandard für Tourismus schwer zu definieren.

Versuche, solche Standards durch Zertifikate zu etablieren, beschränken sich meist auf einzelne Bereiche wie die Klassifizierung nach Sternen in der Hotellerie aber auch auf Aspekte der Nachhaltigkeit. Diese Zertifikate sprechen wiederum nur eine ganz genau definierte Klientel an. Im Bereich der Nachhaltigkeit hat sich vor allem das Forum Anders Reisen, ein Verband kleiner und mittelständischer Reiseveranstalter hervorgetan. Sie haben einen Katalog auf Grundlage ökonomischer, ökologischer und sozialer Kriterien für faires Reisen entwickelt. Mit einem Anteil von 0,57 Prozent am gesamtdeutschen Umsatz der Reiseveranstalter bietet das Forum Anders Reisen ein touristisches Nischenprodukt.

Tourismus im Allgemeinen hat nicht gerade einen guten Ruf, vor allem der Massentourismus gilt seit langer Zeit als ignorante und destruktive Form des Reisens. Insbesondere der von den Urlaubern verursachte Müll und die Inanspruchnahme wichtiger Ressourcen belasten Umwelt und Menschen vor Ort. Doch der so genannte Massentourismus konzentriert die Reiseströme auf wenige Orte und somit hat er nicht nur negative Seiten.

Würde sich jedoch die "Masse" in Individualtouristen auflösen, die zur Entspannung nicht den Hotelstrand, sondern die eigene Ferienwohnung mit Swimmingpool und nahe gelegenem Golfplatz aufsuchen, dann hätte dies gravierende ökologische Folgen. Ein derartiger Trend ist jedoch unverkennbar.

Es zeigt sich, dass Qualität im Tourismus aus vielen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Letztendlich sollte man nicht vergessen, dass Tourismus wesentlich auf eine intakte Natur und das Wohlwollen der Bereisten angewiesen ist. Nicht nur der Reisende, ob Massentourist oder Individualreisender, sucht Befriedigung, sondern auch die Menschen in den touristischen Reisezielen haben ein Recht auf verträglichen Tourismus. Unter ökonomischer Perspektive sollten die bereisten Regionen von den Touristen profitieren, zum Beispiel indem fair bezahlte Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Auf sozialer und ökologischer Ebene gilt es, Kultur und Natur zu erhalten, vor allem durch eine sorgfältige Abwägung der touristischen Tragfähigkeit einer Region. Denn diese sind Hauptgründe, eine Urlaubsreise zu unternehmen. Der Tourist wählt sein Reiseziel und seine Urlaubsform selbst, die Natur kann sich ihre Gäste nicht aussuchen.

Die vollste Zufriedenheit aller Beteiligten ist also das Ziel von Qualität im Tourismus - das heißt ein Wohlergehen der Reisenden, der Umwelt und der Bereisten. Fiktion oder Realität? - Wir arbeiten daran!

Diesen Artikel verfassten Jakob Dietachmair, Klaus Fischer, Katja Plume und Florian Tögel unter Mitarbeit weiterer Studenten des Studiengangs "Nachhaltiger Tourismus" der FH Eberswalde

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.