Finanzbehörde in Bulgarien gehackt: Millionen Steuerdaten geklaut

Unbekannte Hacker haben offenbar Daten der bulgarischen Steuerbehörde entwendet. Betroffen sind wohl 5 Millionen der 7 Millionen Menschen, die dort registriert sind.

Boiko Borissow, Ministerpräsident von Bulgarien, spricht an einem Pult

Wurden auch seine Daten geklaut? Ministerpräsident Boiko Borissow Foto: dpa

SOFIA dpa | Hacker haben in Bulgarien persönliche Daten von Millionen Menschen aus der Finanzbehörde NAP entwendet, die alle Steuern und Rentenabgaben verwaltet. „Es gibt tatsächlich einen nicht erlaubten Zugriff auf einen Server der NAP“, sagte Innenminister Mladen Marinow am Dienstag im Fernsehsender bTV und bestätigte eine anonyme Nachricht von Hackern.

Nach einer Sitzung des Sicherheitsrats bei Ministerpräsident Boiko Borissow bestätigten auch Finanzminister Wladislaw Goranow und die zentrale Steuerbehörde NAP den Hackerangriff. „Es ist beunruhigend, dass es dabei neben persönlichen Daten auch um Steuer- und (Renten-)Versicherungsinformation geht“, sagte Goranow. Betroffen seien 3 Prozent der NAP-Datenbank, erläuterte er.

Bei drei bulgarischen Medien ging am Dienstag ein Bekennerschreiben eines angeblichen NAP-Hackers ein. Er bezeichnete sich als Staatsbürger Russlands und drohte, weitere NAP-Daten ins Netz zu stellen, sollten die Sicherheitsbehörden in Sofia die Wahrheit zum Datenleck nicht publik machen.

Der ersten E-Mail der Hacker vom Montagabend zufolge verfügten sie über persönliche Daten sowie Angaben zu Steuern und Sozialversicherungsabgaben von mehr als 5 Millionen der rund 7 Millionen registrierten Bulgaren und Ausländer sowie Unternehmen. Bulgariens Wirtschaftskammer reagierte entrüstet. „Es gibt heute kaum einen Bürger oder Unternehmer, der sich durch das Informationsleck nicht bedroht fühlt“, sagte der Vizechef der Kammer, Stanislaw Popdontschew, dem Staatsradio in Sofia.

Die Nachricht der Hacker war laut Medienangaben über russische Server am Montag an bulgarische Medien geschickt worden. Darin wird die Freilassung des Politikaktivisten Julian Assange gefordert. Das Einfallstor für den Angriff sei möglicherweise eine elektronische Dienstleistung der NAP zur Rückerstattung der Mehrwertsteuer.

Als „IT-Tschernobyl“ beschrieb ein Experte für Cybersicherheit, Jassen Tanew, den ersten bekannten Hackerangriff dieser Art im EU-Land Bulgarien. Innenminister Marinow sah einen politischen Hintergrund für den Angriff, da Bulgariens Regierung den Kauf von acht US-Kampfjets des Typs F-16 beschlossen habe.

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