Fischtreppe für die Alster: Ein Lachs zum Latte

Über eine Fischtreppe an der Rathausschleuse sollen Meerforellen und andere heimische Fische wieder ihre alten Laichgebiete erreichen können.

In Hamburg geht es bald bequemer: Ein Lachs in Kanada hat es schwer. Bild: Istvan Banyai/Wikimedia Commons

Das könnte auch eine Touristenattraktion werden. Eine Fischtreppe an der Rathausschleuse soll ab Ende August Fischen die Wiederbesiedelung des Oberlaufs der Alster und ihrer Nebenflüsse vereinfachen.

Von den Tischen in den Arkaden-Cafés können dann Aale, Rotaugen oder Moderlieschen beobachtet werden – sei es mit eigenen Augen oder durch eigens installierte Kameras auf einem Monitor. 14 Kammern helfen den Fischen, einen Höhenunterschied von 1,4 Metern zu überwinden.

Doch wäre der Lachs zum Latte macchiato nur ein Nebeneffekt. „Es geht darum, das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt in der Alster wieder herzustellen“, hatte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) vor genau zwei Jahren im Rathaus verkündet und die Fertigstellung für Sommer 2013 versprochen.

Daraus wurde nichts, weil die Bauarbeiten viel komplizierter waren als vermutet. „Die Gründungsarbeiten im weichen Flussboden waren sehr aufwändig“, sagt Volker Dumann, Sprecher der Umweltbehörde. „Aber jetzt kommt der Schlussspurt.“

Die Alster ist nach Elbe und Bille der drittlängste Fluss Hamburgs.

Länge: Sie entspringt bei Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein und mündet nach 56 Kilometern als Alsterfleet und Nicolaifleet in die Elbe.

Einzugsgebiet: Die Alster und ihre 20 Nebenflüsse entwässern ein Gebiet von 581 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das Hamburger Stadtgebiet umfasst eine Fläche von 755 qm.

Stauseen: Die bekanntesten Teile des Flusses sind die beiden Seen Außenalster mit 164 Hektar Fläche und Binnenalster mit 18 Hektar.

Kleine Alster: Dieser 200 Meter lange und 40 Meter breite Arm führt von der Reesendammbrücke an der Binnenalster zur Rathausschleuse. Hier müssen alle Fische durch.

Hintergrund ist die Wasserrahmenrichtlinie der EU, wonach alle Mitgliedsstaaten bis 2015 ihre Gewässer in einen guten ökologischen Zustand versetzen sollen. Dazu gehört neben einer hohen Wasserqualität, die in der Alster weitgehend gesichert ist, auch die „Durchgängigkeit“. Wandernde Fische sollen die von ihnen benötigten Lebensräume problemlos erreichen können, vor allem Laichgebiete in den Oberläufen von Flüssen. Und dafür sind Fischtreppen notwendig.

Zwei von ihnen werden an der Rathausschleuse sowie an der kleineren Mühlenschleuse am Alster-Mündungsarm Nicolaifleet für etwa 1,3 Millionen Euro errichtet. Zudem wurde an der Fuhlsbüttler Schleuse am Oberlauf, die ohnehin erneuert werden musste, ebenfalls ein Fischpass mit eingebaut.

Das seien Schritte in die richtige Richtung, urteilt das „Projektbüro Lebendige Alster“. Bislang hätten Fische kaum eine Chance gehabt, von der Alster in die Elbe und zurückzugelangen.

Deshalb seien die Fischtreppen im Grundsatz „eine sinnvolle Verbesserung“, findet Wolfram Hammer vom Projektbüro, einer gemeinsamen Initiative der Umweltverbände BUND, Nabu und Aktion Fischotterschutz. Wie erfolgreich das Vorhaben sei, werde aber erst das Monitoring erweisen, das im nächsten Jahr gestartet werden soll.

Kritisch sieht Hammer den Umstand, dass oberhalb von Fuhlsbüttel an der Poppenbüttler und der Mellingburger Schleuse keine Fischtreppen eingebaut werden: „Damit werden sehr wertvolle Laichgebiete für viele Fischarten nicht erreichbar sein.“ Das aber wäre „wünschenswert für eine optimale Durchlässigkeit“, sagt Hammer.

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