Flüchtlinge aus Simbabwe in Südafrika: Riskante Legalisierung

Mehrere Millionen illegal nach Südafrika eingewanderte Simbabwer können sich jetzt legalisieren lassen - wenn sie ihre Daten preisgeben.

Flüchtlinge aus Simbabwe in Johannesburg. Bild: dpa

JOHANNESBURG taz | In Südafrika ist eine der größten Legalisierungsoperationen illegaler Migranten weltweit im Gange. Die drei bis vier Millionen Simbabwer in Südafrika, die dort zumeist illegal leben und dem ökonomischen Zusammenbruch und der politischen Repression in ihrer Heimat entgehen wollen, haben bis Jahresende Zeit, um sich in Südafrika um neue simbabwische Pässe zu bemühen und sich damit eine ordentliche Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in Südafrika besorgen zu können. Wer das nicht macht, kann ab Jahresanfang 2011 deportiert werden - darauf haben sich die Regierungen Südafrikas und Simbabwes geeinigt.

Als die Aktion am 20. September begann, drängelten sich tausende Simbabwer schon vor dem Morgengrauen vor dem simbabwischen Konsulat in Johannesburg, um ihre Passanträge abzugeben. 750 Rand (80 Euro) müssen sie dafür bezahlen. Konsul Chris Mapanga sagte: "Viele von ihnen hatten bisher gar keine Pässe. Andere haben sie verloren und leben ohne Papiere."

Zahlreiche simbabwische Migranten in Südafrika haben florierende Unternehmen aufgebaut, die sie nicht aufs Spiel setzen wollen. Nhlanhla Hwalima Dube aus Simbabwes zweitgrößter Stadt Bulawayo, seit 1994 in Südafrika, sagt: "Ich habe hier viel Geld investiert und leite meine eigene Firma, und das will ich nicht verlieren. Ich habe zwar einen gültigen Pass, aber keine gültige Arbeitserlaubnis in Südafrika." Andere wollen einfach ihre Zukunft sichern.

Matthias Mazarura, Ingenieursstudent an der Universität Johannesburg, hat ebenfalls einen Pass, aber keine Arbeitserlaubnis. Er sagt: "Ich will nicht deportiert werden, bevor ich meinen Abschluss habe. Deshalb bin ich hier. Aber viele werden abgewiesen, weil sie erst nach dem 31. Mai 2010 einen Asylantrag in Südafrika stellten."

Solche Schwierigkeiten nähren Zweifel an der Aktion. Manche denken, das Ganze ist ein Trick, um den Geheimdiensten von Simbabwes Präsident Robert Mugabe Informationen über in Südafrika lebende Oppositionelle zu liefern.

"Ich habe den Verdacht, dass die beiden Regierungen jetzt Informationen austauschen", sagt Shadreck Mutero im Johannesburger Migrantenviertel Hillbrow. "Wir sollen unsere Namen, Adressen und Handynummern angeben. Wer sagt, dass dies nicht an die Regierung geht, damit sie uns wieder verfolgen kann?"

In Simbabwe regiert zwar seit Anfang letzten Jahres eine gemeinsame Regierung von Präsident Mugabe und dem Oppositionsführer Morgan Tsvangirai als Premierminister. Aber Mugabes Sicherheitsapparat ist noch intakt und die eigentlich für 2011 geplanten freien und fairen Wahlen stehen in den Sternen, weil noch nicht einmal die dafür nötige Verfassungsreform abgeschlossen ist. Am Wochenende erklärte Tsvangirai, er werde einseitige Beschlüsse des Präsidenten nicht mehr anerkennen.

"Mugabe ist zu allem fähig", sagt die Simbabwerin Tsitsi Gava. "Jetzt wird er anscheinend von Zuma unterstützt (Südafrikas Präsident). Wir werden große Probleme kriegen." Aber Simbabwes Opposition und Zivilgesellschaft betont, die Legalisierungsoperation solle einfach den Status der simbabwischen Illegalen in Südafrika verbessern. Gabriel Shumba, Leiter der Exilorganisation Zimbabwe Exiles Forum (ZEF), sagt: "Wir können keine politischen Hintergedanken seitens der simbabwischen Regierung feststellen."

Die Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) des Premierministers Tsvangirai wies Verdächtigungen ebenfalls zurück. "Es geht darum, uns zu legalisieren und Würde zu geben", sagt Sibanengi Dube, MDC-Sprecher in Südafrika. "Die Informationen werden nicht zum Zweck der Überwachung erhoben. Ich denke, die südafrikanische Regierung will einfach wissen, wer in ihrem Land lebt."

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