Flüchtlinge gelangen nach Ceuta: Die Ebbe macht den Weg frei

101 afrikanischen Flüchtlingen gelingt wegen Niedrigwasser der Weg übers Meer auf ein paar Felsen, die schon zu Spanien gehören.

Einige Menschen sitzen am Boden, umringt von Sicherheitskräften

Angekommen in der spanischen Exklave Ceuta in Nordafrika Foto: dpa

MADRID taz | Gute Information ist der halbe Weg zum Erfolg. Das zeigten am Samstag gegen 11 Uhr morgens 101 afrikanische Flüchtlinge. Sie umgingen die Grenzanlage zwischen Marokko und der spanischen Exklave Ceuta.

Zuvor hatten sie sich über die Gezeiten und den Wind schlau gemacht. Am Wochenende war die Ebbe dort, wo Mittelmeer und Atlantik an der Meerenge von Gibraltar zusammenfließen, besonders niedrig. Der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser betrug mehr als 80 Zentimeter. Normal sind 40. Am Wochenende zuvor wurde gar der Spitzenwert von über einem Meter gemessen, doch stürmte und regnete es. Dieses Wochenende war das Wetter frühlingshaft.

Die Schwarzafrikaner umgingen die ins Meer ragende Buhne und erreichten einige Felsen, die vor dem spanischen Ufer dank des niedrigen Wasserstandes begehbar waren. 20 Flüchtlinge gelangten direkt an den Strand. Der Rest harrte erst einmal auf den Felsen aus. „Boza, boza!“ – „Sieg, Sieg!“, riefen sie, als sie nach und nach an Land gingen.

2014 gab es hier 15 Tote

Die Flüchtlinge wurden alle in ein Auffanglager gebracht, in dem sich bereits 603 Insassen befanden. Mindestens sechs der Immigranten erlitten Schnittwunden und Prellungen. Keiner von ihnen sei ernsthaft verletzt, heißt es von offizieller Seite. Andere Flüchtlinge hatten weniger Glück. Sie wurden von der marokkanischen Gendarmerie frühzeitig abgefangen.

Ceuta ist eine der beiden spanischen Garnisonsstädte an der nordafrikanischen Küste. Immer wieder versuchen Flüchtlinge den dreifachen, bis zu sieben Meter hohen Grenzzaun zu überwinden. Zuletzt gelang dies an Weihnachten 185 Schwarzafrikanern. Im Januar scheiterten 250 Flüchtlinge an der marokkanischen Grenzpolizei. Seit Jahren plant Spanien, die Buhne zu verlängern.

Der Weg um die Buhne sorgte 2014 allerdings auch für traurige Schlagzeilen. Am 9. Februar versuchten Dutzende Flüchtlinge, bei schlechten Witterungsbedingungen die Grenzanlage zu umschwimmen. Die spanische Guardia Civil feuerte Gummigeschosse und Tränengas ab. Es gab 15 Tote. Seit den großen Flüchtlingsbewegungen aus der Türkei über die Balkanroute ist Spanien aus den News verschwunden. Von den über eine Million Flüchtlingen, die 2015 nach Europa kamen, wählten nur 3.845 mit Erfolg eine der Routen nach Spanien.

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