Flüchtlinge in Griechenland: Weiter warten auf den Inseln

Die Lage in den Abschiebelagern der griechischen Inseln bleibt angespannt. Europas Glaubwürdigkeit stehe zur Debatte, sagte der CSU-Europapolitiker Manfred Weber.

Proteste auf Lesbos

Langgezogene Verfahren und Warten ohne Ende führen zu Unruhen – wie hier auf Lesbos Foto: ap

ATHEN dpa | Obwohl weniger Flüchtlinge in Griechenland ankommen, ist die Stimmung in den Flüchtlingslagern der Inseln explosiv: Allein auf Samos, Chios und Lesbos leben in den Registrierzentren mittlerweile mehr als 7000 Menschen; Diebstähle und Auseinandersetzungen in den Lagern nehmen zu. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber forderte die europäischen Regierungschefs auf, endlich die versprochenen Asylfachleute nach Griechenland zu schicken.

„Wir in Brüssel haben unsere Aufgaben erledigt, aber leider Gottes die Staats- und Regierungschefs nicht“, sagte der Chef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament am Freitag im „ZDF“-Morgenmagazin. Das betreffe nicht nur die versprochenen Asylfachleute und Übersetzer für Griechenland. Auch das zugesagte Geld für die Türkei zur Versorgung der Flüchtlinge sei von vielen Ländern noch nicht überwiesen worden. Europas Glaubwürdigkeit stehe zur Debatte, sagte Weber.

Seit dem Inkrafttreten des EU-Türkei-Pakts am 20. März können im Prinzip alle illegal nach Griechenland einreisenden Migranten zurück in die Türkei geschickt werden. Zuvor können sie aber einen Asylantrag stellen, der im Schnellverfahren geprüft werden soll.

Mangels Fachpersonals ziehen sich diese Verfahren in die Länge und die Zahl der Flüchtlinge und Migranten in den „Hotspots“ auf den griechischen Inseln, wo die Neuankömmlinge festgehalten werden, nimmt langsam, aber stetig zu. Bisher konnten von Griechenland nur wenige Hundert Migranten zurück in die Türkei geschickt werden – hauptsächlich Menschen, die erst gar keinen Asyl-Antrag gestellt hatten.

Von Donnerstag auf Freitag kamen in Griechenland insgesamt 38 neue Flüchtlinge an. Sieben von ihnen, eine syrische Familie, wurden von Bundespolizisten auf der Insel Samos durch eine waghalsige Kletteraktion gerettet. Die Flüchtlinge waren an einer Steilküste an Land gegangen und den Berg hochgeklettert, bis sie weder weiter, noch zurück konnten.

Die Bundespolizisten, die mit zwei Booten für die europäische Grenzschutzagentur Frontex auf Samos stationiert sind, gelangten mit einem Schlauchboot zur Unglücksstelle und erkletterten die Wand. Sie konnten die übermüdeten, durstigen Menschen, darunter drei Kinder, über eine neue Abstiegsroute sicher an Bord des Streifenboots „Börde“ und dann wohlbehalten in den Hafen von Samos bringen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.