Folgen des Hambacher-Forst-Streits: Rodungsstopp bei RWE

Der Hambacher Wald darf erstmal stehenbleiben. Nach der BUND-Klage verbietet der Wirtschaftsminister von NRW den Kahlschlag bis Herbst 2018.

Plakate und Menschen in Baumkronen

Kann erst mal runter: Aktivist im Hambacher Forst im Herbst 2017 bei Morschenick Foto: dpa

BOCHUM taz | Im Streit um die Zerstörung des ökologisch einzigartigen Hambacher Walds bei Köln muss der Braunkohlekonzern RWE eine heftige Niederlage einstecken: Mindestens ein Dreivierteljahr sollen die Kettensägen schweigen. „Da ab März laut Naturschutzgesetz ohnehin keine Bäume mehr gefällt werden können, kommen Abholzungen im Hambacher Forst nicht vor Oktober 2018 in Betracht“, sagte der für die Genehmigung des riesigen, 85 Quadratkilometer großen Braunkohletagebaus Hambach zuständige NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) dem WDR.

Grund dafür sind Klagen, mit denen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) seit 2014 gegen den aktuellen Hauptbetriebsplan des Tagebaus vorgeht. Der einzigartige Eichen-Hainbuchenwald sei Heimat seltener Tierarten wie der Bechsteinfledermaus und müsse deshalb streng geschützt werden, argumentieren die Naturschützer. Zwar hat RWE bereits mehr als 3.000 der ursprünglich 4.100 Hektar großen Fläche gerodet, um an die darunter liegenden, bis zu 70 Meter mächtigen Braunkohleflöze zu gelangen. „Doch jeder Quadratmeter ist es wert, gerettet zu werden“, sagt Dirk Jansen vom BUND in NRW. AktivistInnen in Baumhäusern halten den Wald deshalb seit Jahren besetzt.

Zuletzt hatte das Oberverwaltungsgericht Münster, vor das der BUND im Eilverfahren gezogen war, signalisiert, dass es eine neue Prüfung nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) für notwendig hält. Angesichts der drohenden Niederlage hatte RWE daraufhin am Donnerstag erklärt, zumindest bis Ende diesen Jahres keine Bäume mehr zu fällen. Offiziell gibt sich der Essener Stromkonzern aber noch kämpferisch: „Wir werden alles daran setzen, die Rodungen noch in diesem Winter fortzusetzen“, so RWE-Sprecher Guido Steffen.

Allerdings gilt das FFH-Verfahren als zeitaufwändig – ein Abschluss bis Ende Februar ist äußerst unwahrscheinlich. Ein neuer Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach werde deshalb ohne Rodungsgenehmigung erteilt, so Minister Pinkwart.

„Die Rodungssaison ist vorbei“, freut sich deshalb BUND-Landesgeschäftsführer Jansen. Er hofft, dass mit Abschaltung weiterer Kraftwerksblöcke der Bedarf an Braunkohle sinkt und die Reste des Hambacher Walds damit doch noch gerettet werden können. Denn mit den Klimazielen der Bundesrepublik ist die Braunkohleverstromung unvereinbar: Allein 2016 hat RWE im rheinischen Revier rund 80 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen – das sind knapp neun Prozent der bundesweiten CO2-Emissionen.

Update 16.12.: In einer früheren Fassung Version dieses Textes wurde die Fläche des Hambacher Walds statt in Hektarn fälschlicherweise in Quadratkilometern angegeben. Wir haben den Fehler korrigiert.

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