Folgen des Klimawandels: Todesstoß für Barrier-Riff

Einem der bekanntesten Naturwunder der Welt droht das Aus. Das australische Öko-Paradies hat die Hälfte seiner Korallen verloren.

Wenigstens bleiben der Welt noch ein paar schöne Fotos des Great-Barrier-Riffs Bild: dpa

CAIRNS taz | Das Barrier-Riff vor der Ostküste Australiens hat seit Mitte der achtziger Jahre etwa die Hälfte seiner Korallen verloren. Zu diesem Schluss kommen australische Forscher. Eine stärkere Konzentration von Kohlendioxid im Wasser und der Zufluss von landwirtschaftlichen Düngemitteln in das empfindliche Riffsystem seien maßgeblich für die Entwicklung verantwortlich, sagte der Riffexperte Ove Hoegh-Guldberg. Schaden an den Korallen richteten zudem eingeschleppte Tierarten an, allen voran ein sich rasant vermehrender Seestern, der sich von Korallenpolypen ernährt.

Laut dem Meeresforscher von der Universität Queensland ist der Klimawandel zur größten einzelnen Bedrohung des über 2.000 Kilometer langen und von der Unesco als Weltnaturerbe klassifizierten Riffs geworden. Die Erderwärmung führe zu höheren Meerestemperaturen, dies wiederum fördere die sogenannte Korallenbleiche, die zum Absterben der Organismen führen kann. Zudem schwäche der höhere Säuregehalt im Wasser die Struktur der empfindlichen Gebilde.

Die Prognosen für das Riff sind düster. Bis Mitte dieses Jahrhunderts könnten die Korallen auf 10 Prozent des ursprünglichen Bestandes geschrumpft sein, sagt Hoegh-Guldberg. Seine Voraussage deckt sich mit einer neuen Studie der Forscherin Selina Ward. Laut der Wissenschaftlerin hat die Zerstörung des Riffs nicht nur den Kollaps der Tourismusindustrie zur Folge, die in der Region bis zu 63.000 Menschen beschäftigt. Das Riff verliere auch seine Schutzwirkung bei Sturmfluten. „Ohne das Riff werden viele Inseln überschwemmt“, sagt Ward. Im Whitsunday-Gebiet des Barrier-Riffs liegen bekannte Urlaubsinseln wie Hamilton Island und die Luxusinsel Hayman.

Die Warnungen der Wissenschaftler dürften bei der konservativen Regierung von Premier Tony Abbott kaum auf Gehör stoßen. Ein Teil der Minister in Abbotts Kabinett zweifelt die Existenz des Klimawandels schlichtweg an. Die Regierung hat seit ihrer Wahl im September wenig Initiative gezeigt, das Riff besser zu schützen. Umweltminister Greg Hunt erlaubte jüngst die Versenkung von bis zu 3 Millionen Tonnen Aushub in dem Naturschutzgebiet. Zudem gab die Regierung grünes Licht für den Bau einer riesigen neuen Kohlemine und für die Erweiterung eines bestehenden Kohleverladehafens. Damit soll der Export des Brennstoffs deutlich erhöht werden. Australien ist einer der wichtigsten Kohleexporteure der Welt.

Minister Hunt legte in den vergangenen Wochen einen Gesetzesvorschlag vor, der ihm Immunität für die umstrittenen Entscheidungen gewähren soll. Die Unesco will im Juni darüber beraten, ob sie das Barrier-Riff als bedrohtes Weltnaturerbe einstufen soll.

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