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Fotografien über queere FluchterfahrungBrutale Zärtlichkeit

Ashkan Shabanis ist ein queerer Fotograf aus dem Iran. In seiner Arbeit clasht Verletzlichkeit mit Gewalt, politischen Bildern, einer wütenden Dynamik.

Der Koffer des Fotografen, mit dem er in Deutschland ankam Foto: Ashkan Shabani

Die Autorin und Kulturkritikerin Susan Sontag schrieb in ihrer Essaysammlung „On Photography“ von 1977: „Fotografieren bedeutet teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen oder Dinge. Eben dadurch, dass sie diesen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit.“

Das Gefühl, dass Fotografie als eine Art Memento mori funktionieren kann, weckt auch die Arbeit von Ashkan Shabani. Der queere Fotograf und Fotojournalist kommt ursprünglich aus dem Iran – LGBTQ+-Personen droht in der Islamischen Republik nicht nur schwerste Diskriminierung, sondern auch Freiheits- oder in manchen Fällen die Todesstrafe.

Shabani, der selbst von seiner Familie verstoßen und im Iran zum Tode verurteilt wurde, flüchtete von dort zunächst in die Türkei und dann nach Deutschland. Seine Fotoreihe „Queer, Life, Freedom“ dokumentiert seine verschiedenen Stationen.

Ein hingebungsvoller Kuss, hängende Menschen

Shabanis Arbeit liegt eine tiefe Zärtlichkeit zugrunde. Oft haben die Fotografien etwas Flüchtiges und beweisen so Sontags Gedanken: Shabani fängt einen volatilen Moment ein und macht ihn unsterblich. Auf den Fotografien clasht diese Zärtlichkeit mit Gewalt, mit politischen Bildern, mit einer wütenden Dynamik.

Ankommen statt Abschotten – 10 Jahre nach 2015

Wie könnte eine Politik aussehen, die auf Ankommen statt Abschotten setzt? Was können wir lernen aus 2015? Und wo sind die Orte, an denen der restriktiven Politik von oben eine solidarische Politik von unten entgegengesetzt wird? Diesen Fragen haben wir über das im Jahr 2025 fünf Sonderausgaben zu Flucht und Migration gewidmet.

Mit der wochentaz vom 20. Dezember findet das Projekt seinen Abschluss. Es ist keine besinnliche Zeitung geworden – aber eine, die sich um ein Thema dreht, das zu Weihnachten einen besonderen Klang bekommt. Wir beschäftigen uns mit der Frage, was „Zuhause“ eigentlich ist, was es braucht, um sich an einem Ort zu Hause zu fühlen – und wie die Hoffnung darauf oft zerstört wird.

Alle Texte aus dieser Sonderausgaben erscheinen nach und nach hier. In dem Online-Schwerpunkt finden Sie auch die Texte aus den vier vorherigen Sonderausgaben.

Sanfte Berührungen, blutige Entenköpfe, ekstatischer Tanz, Bettwäsche im Morgenlicht, in rotes Licht getauchte Demonstrierende, ein hingebungsvoller Kuss, Silhouetten erhängter Menschen. Es sind Fotos, die die Brutalität, die Flucht hervorbringt, ebenso darstellen wie Momente der Nähe und der Verletzlichkeit.

Auf der obigen Fotografie ist ein Koffer zu sehen, der dem Fotografen selbst gehörte. Darin befand sich sein gesamter Besitz, als er nach Deutschland kam, um hier Asyl zu beantragen. Die Straße, auf der der Koffer steht, führt zu einer Flüchtlingsunterkunft am Rande von Bramsche, einer niedersächsischen Kleinstadt.

die fotoreihe

„Queer, Life, Freedom – Iran, Turkey, Germany“

Fotografie von Ashkan Shabani

auf ashkanshabani.com oder Instagram

Der Titel der Fotoreihe ist angelehnt an die iranische „Women, Life, Freedom“-Bewegung, die ähnliche Ziele hat wie sie queere Menschen haben: nämlich schlicht gleichberechtigt und frei im Iran existieren zu dürfen.

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