Frauen in Afghanistan erschossen: Angreifer auf Motorrädern

In Kandahar wurden fünf Flughafenmitarbeiterinnen erschossen. Sie sollen schon zuvor Morddrohungen erhalten haben – weil sie arbeiteten.

Sechs Frauen in hellblauen Burkas sitzen auf einem Stapel aus Metallstangen

Frauen sind in Afghanistan weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen Foto: dpa

KANDAHAR afp | Bewaffnete Angreifer haben im Süden Afghanistans fünf Frauen erschossen, die am Flughafen der Provinz Kandahar angestellt waren. Auch der Fahrer der Frauen wurde bei dem Angriff am Samstagmorgen getötet. Der Angriff ist ein Beispiel für die Gefahren, denen arbeitende Frauen im konservativen und von Gewalt zerrissenen Afghanistan ausgesetzt sind.

Nach Angaben von Provinzsprecher Samim Cheplwak näherten sich drei Angreifer auf Motorrädern dem Kleinbus, der die Frauen zur Arbeit am Flughafen von Kandahar brachte. Die Angreifer feuerten in das Fahrzeug und flohen anschließend.

Die Frauen waren bei einer privaten Firma angestellt, die Gepäck- und Körperkontrollen an weiblichen Passagieren vornimmt. Nach Angaben von Flughafenchef Ahmadullah Faisi hatten sie wegen ihrer Berufstätigkeit in der Vergangenheit Todesdrohungen erhalten.

Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Die radikalislamischen Taliban erklärten, sie seien nicht für den Angriff verantwortlich. Die Taliban lehnen es ab, dass Frauen außer Haus arbeiten.

Zwar haben Frauen seit dem Sturz der Taliban-Regierung im Jahr 2001 mehr Rechte in dem Land. Sie sind jedoch noch immer weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und häufig Opfer von Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch. Laut der afghanischen Generalstaatsanwaltschaft wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres mehr als 3.700 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani erklärte, die Tötung von unschuldigen Zivilisten und Frauen zeige „die Schwäche der Feinde Afghanistans“. Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff und forderten rasche und transparente Ermittlungen.

Auch insgesamt hat sich die Situation der Zivilbevölkerung in Afghanistan in den vergangenen Monaten immer weiter verschärft. Pro Asyl spricht für das erste Halbjahr 2016 von über 1.600 Toten und mehr als 3.500 Verletzten in der Zivilbevölkerung. Die Schutzquoten für Geflüchtete aus Afghanistan sind im Gegensatz dazu deutlich gesunken. Vergangene Woche schob die Bundesrepublik 34 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan ab. In Deutschland hatte das Proteste ausgelöst.

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