Frauen: Teilzeit killt Karrieren

Zu geringes Arbeitspensum behindert in Deutschland laut Studie den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen

Karrierekiller Kind Bild: ap

BERLIN taz Deutsche Frauen sitzen eher wenig im Büro. Sie arbeiten zu häufig Teilzeit und nehmen zu lange Babypausen, als dass sie Karriere machen könnten. Zu diesem Schluss kommt eine McKinsey-Studie, die 23 Länder Europas vergleicht.

Nicht zufällig veröffentlicht die Unternehmensberatung die Ergebnisse gerade jetzt. Sie sind ein Beitrag zum "Global Summit of Women", der am Donnerstag in Berlin beginnt. Die Tagung vereint Präsidentinnen, Ministerinnen, Managerinnen, Unternehmerinnen und NGO-Aktive aus aller Welt. Drei Tage lang wollen 900 Karrierefrauen Erfahrungen austauschen. Es ist das erste Mal, dass die Tagung in Deutschland stattfindet. So ist es nur folgerichtig, dass die McKinsey-Analyse ihren Fokus auf Europa richtet. Die Studie wird morgen vorgestellt, einige Ergebnisse aber wurden schon vorab bekannt.

So stellt die Studie fest, dass in Deutschland lediglich 38 Prozent der geleisteten Erwerbsarbeitszeit auf Frauen entfällt. In Finnland sind es 46 Prozent, in Schweden 44 Prozent. Dort gibt es auch mehr weibliche Führungskräfte. Die Studie untermauert also mit Zahlen, was Forscher schon länger vermuten: Wie viele Frauen insgesamt erwerbstätig sind, sagt für sich genommen über ihre Karrierechancen wenig aus. Es kommt darauf an, dass sie dabei auch ein ähnliches Arbeitsvolumen ableisten wie Männer.

Die Analyse zeigt aber auch, dass die heutige Lage längst nicht immer das Ergebnis freier Wahl ist. Der Wechsel zwischen einer Teilzeit- und einer Vollzeitstelle sei in Deutschland zu schwer, moniert die Studie. Demnach ist der Arbeitsmarkt wenig flexibel. Er verwehrt vielen Frauen und auch Männern einen gestaffelten Lebensplan. Andernorts können Eltern leichter ein paar Jahre lang ihr Arbeitspensum zurückfahren und dann umso energischer in Richtung Chefetage starten, sobald die Kinder in der Schule sind.

Wie unterschiedlich der Durchmarsch der Frauen gelingt, zeigt auch eine gestern veröffentlichte Studie der "Corporate Women Directors International". Sie beleuchtet, wie oft in den 200 weltgrößten Unternehmen Frauen in den Vorständen sitzen. Vorreiter sind hier nach wie vor die USA. Aber auch in europäische Firmen, vor allem in den Niederlanden und Großbritannien, bessert sich die Lage. Und mit Post, Deutscher Bank und Allianz schafften es gleich drei deutsche Unternehmen in die Liste der zehn frauenfreundlichsten Großkonzerne.

Zwar sind laut Studie weltweit nur 11 Prozent der obersten Posten von Frauen besetzt. Reine Männerdomänen aber sind Vorstände immer seltener. In 77,5 Prozent der Konzerne findet sich dort wenigstens eine Frau. Das sind 4 Prozent mehr als 2004. Richtig euphorisch aber kann Gipfelpräsidentin Irene Natividad auf solche Zuwächse nicht reagieren: "Die Zahl trägt dem Beitrag, den Frauen in unserer Wirtschaft leisten, in keiner Weise Rechnung."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.