Frauenfußball WM: Unterwegs in Kanada

Der Frauenfußball gehört nicht auf den Nebenplatz. Die taz bietet ihm eine ganz besondere Arena.

Bild: ap

Sie hat es natürlich dann doch hingekriegt, das mit den Schwedinnen. Obwohl deren Quartier nicht gerade gut zu erreichen ist. Und der Jetlag nach der Anreise habe sowieso keinen Spaß gemacht.

„Der Frauenfußballboom, den 2011 so viele herbeischreiben wollten, blieb aus

Doris Akrap ist unsere Frau in Kanada. Wenn gerade keine WM ist, arbeitet sie als Redakteurin für die Wochenendausgabe der taz.

Während der WM ist sie für die Berichterstattung aus dem WM-Land zuständig. Rund um die Uhr arbeitet sie da - den Eindruck haben zumindest die Tischredakteure, die ihre Texte in Berlin bearbeiten.

Champions League? Nö, muss nicht sein.

Die taz hat sich viel vorgenommen in diesen Turniertagen und die WM zu einem Schwerpunktthema der Berichterstattung gemacht. Es war ein weitreichender Entschluss, den die Redaktion da gefasst hat.

Die WM in Kanada hat just an dem Tag begonnen, an dem in Berlin das Champions-League-Finale ausgetragen wurde. Und so ganz sicher war sich die Redaktion im Vorfeld auch nicht, ob es richtig war, an jenem Tag zwei Sportseiten der WM-Berichterstattung zu widmen und auf das Finale zwischen dem Männerteams von Juventus Turin und dem FC Barcelona nicht weiter einzugehen.

Viele unserer Artikel aus Kanada finden Sie auch im Fußball-Ressort auf taz.de.

Schnell war sich das Sportteam sicher: Es war die richtige Entscheidung - auch weil sie einzigartig war.

Vor vier Jahren, als die WM in Deutschland ausgetragen wurde, sah es beinahe so aus, als sei ganz Deutschland verrückt nach Frauenfußball. In diesem Jahr ist sie beinahe allein auf weiter Flur mit ihren Themenseiten.

Der Frauenfußballboom, den 2011 so viele herbeischreiben wollten, blieb aus. Aber ist das ein Grund, den Frauenfußball auf den Nebenplatz der Berichterstattung abzuschieben?

Nicht doch! Müsste man nicht einen eigenen Verband für Frauen gründen, weil sich der Männerbund DFB so schwer in Richtung Gleichberechtigung manövrieren lässt?

Schlägt vielleicht doch bald die große Stunde des Klubfußballs im Frauenbereich? Und warum, um Himmels willen, muss Frauenfußball topmodelmäßig sexy sein, wenn es um die Verkäufe geht?

Geht es der Außenreporterin wirklich gut?

Viele solcher Fragen hat das WM-Team in den ersten Turnierwochen bereits beantwortet. Andere brennen noch unter den Nägeln. Die wichtigste davon ist natürlich: Wer wird Weltmeister?

Die Sportredaktion um Markus Völker, Johannes Kopp und Martin Krauß wird während der WM verstärkt durch den Volontär Ronny Müller und den Praktikanten Sebastian Raviol.

Und manchmal setzt sich auch der Chefredakteur noch einmal an seinen alten Sportschreibtisch und arbeitet im Berliner Fußballteam der taz mit. Und alle zusammen schauen sie jeden Morgen in ihr Postfach, um nachzusehen, was es Neues aus Kanada zu berichten gibt.

Bisweilen macht sich die Heimatredaktion dann Sorgen um ihre Außenreporterin, weil sie Mails bekommen über Klimaanlagen, die die Gesundheit angreifen, Reisestrapazen in diesem doch recht großen Land und Verabredungen, die platzen, weil ein Training, zu dem ihr Zugang versprochen wurde, dann doch ohne Zaungäste durchgeführt worden ist.

Für Beruhigung sorgt dann die Lektüre der Texte, die in Berlin anlanden. Die sind der entscheidende Beleg dafür, dass es richtig war, die WM so intensiv zu begleiten. Am Ende sei allen LeserInnen noch versichert: Nein, wir vergessen nicht, dass auch diese WM ein Fifa-Turnier ist.

ANDREAS RÜTTENAUER ist Chefredakteur der taz