Freibäder in Berlin: Schwarzbaden leicht gemacht

In den Bädern herrscht Hochbetrieb, aber die Stimmung beim Personal ist auf dem Tiefpunkt. Nach Kündigung des Sommertarifvertrags nur noch Dienst nach Vorschrift.

Abkühlung im Freibad. Bild: dpa

Der Juli war heiß, in den Berliner Bädern war ganz schön viel los. Trotzdem: Die Kassen der Berliner Bäder Betriebe haben nicht so geklingelt, wie es bei dem Wetter der Fall hätte sein können. Nach Angaben des Bädersprechers Matthias Oloew lag die Anzahl der Besucher unter der von Juli 2013. Als Grund nannte Oloew immerhin so viel: „Der Juli 2013 war heißer und trockener als der Juli 2014.“

Dem widerspricht der Wetterdienst Potsdam: „Der Juli 2014 war in Berlin heißer als der Juli 2013.“ Haben die Leute etwa mit den Füßen abgestimmt, weil sie den hohen Eintrittspreis nicht mehr bezahlen wollen? Seit Anfang des Jahres kostet das normale Ticket 5,50 Euro statt 4,50. „Die Zahl der Schwarzbader hat zugenommen“, vermutet Ver.di-Gewerkschaftschaftssekretär Dieter Korte, der für die Bäder zuständig ist. Aufgrund Personalmangels könnten die Leute in den Bädern leichter über Mauern und Zäune klettern, ohne Gefahr zu laufen, erwischt zu werden.

Schließen in der Not

Fakt ist: In den Bädern herrscht Personalnot. Das Stadtbad Lankwitz und das Bad am Spreewaldplatz blieben an heißen Julitagen zu, weil das Personal für die Freibäder gebraucht wurde.

Eigentlich war der neue Vorstandschef Ole Bested Hensing 2013 mit der Ankündigung angetreten, Hallen- und Sommerbäder gleichzeitig offen zu halten. Sein Vorgänger hatte im Sommer immer alle Hallenbäder zugemacht. Auch unter Hensing sind in den Schulferien nun die meisten der 37 Hällenbäder zu. Die freizeitorientierten Hallenbäder in Lankwitz und Kreuzberg hingegen wurden immer dann geschlossen, wenn in den Freibädern Personal fehlte. Die Schließungen seien so kurzfristig erfolgt, dass nicht mal alle betroffenen Beschäftigten rechtzeitig informiert wurden, klagt Gewerkschaftssekretär Korte.

Rund 750 Menschen sind bei den Bäder Betrieben festangestellt. „Die Motivation bei vielen ist auf dem Tiefpunkt“, sagt Korte. Früher gab es im Sommer zusätzliche Anreize, in der Freibadsaison auf Urlaub zu verzichten: 33 Prozent mehr Lohn für die Bereitschaft, eine Siebentagewoche und Überstunden abzuleisten.

Diesen sogenannten Sommertarifvertrag, der von 1963 stammt, hat Hensing nicht mehr erneuert. „Dass Leute mit dem Vertrag flexibler eingesetzt werden konnten, ist ein Märchen“, sagt Bädersprecher Oloew. Bei Regen hätten die Angestellten in den Freibädern Däumchen gedreht, während die Hallenbäder voll gewesen seien. Das Personal in den Hallen habe aber keinen Sommertarif bekommen. Diese Ungerechtigkeit habe man nicht länger akzeptieren können.

Die Folge: Etliche Angestellte, die früher in der Hauptsaison auf ihren Urlaub verzichtet haben, sind nun in Urlaub gegangen. Die Bereitschaft, sich für den Betrieb aufzureiben, sei kaum mehr da, sagt Korte. „Auch ihre Krankheiten kurieren die Leute nun eher aus.“ Dass der Krankenstand zugenommen habe, bestreitet Oloew indes. „Die Stimmung“, sucht der Pressesprecher glauben zu machen, „ist entspannt.“

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