Friedensaktivist Rudi Friedrich tot: Für das bedingungslose Recht, zu verweigern
Der Pazifist Rudi Friedrich kämpfte jahrzehntelang für die Rechte von Kriegsdienstverweigerer*innen. Nun ist er im Alter von 60 Jahren gestorben.
Wenn es um die Rechte von Kriegs- und Wehrdienstverweiger*innen in aller Welt ging, war Rudi Friedrich die erste Adresse. Anfang der 1990er Jahre hatte er das zuvor lockere Netzwerk der Kriegsdienstgegner*innen zu einem organisierten Beratungs- und Hilfsverein umgeformt: Connection e. V., dessen Geschäftsführer er lange Jahre war. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Pazifist Mitte Juli beim Wandern in den Alpen bei Como verunglückt. Die alarmierte Bergrettung fand Friedrich tot in einer Schlucht. Er ist 60 Jahre alt geworden.
Die Trauer bei Friedrichs Mitstreiter*innen in der pazifistischen Bewegung ist immens. „Es gibt kaum jemand, der so gute Kontakte zu Kriegsdienstgegner*innen in aller Welt hatte wie Rudi“, erklärte Bernd Drücke von der anarchopazifistischen Monatszeitung Graswurzelrevolution.
Eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft – das war das politische Credo von Friedrich in seiner unermüdlichen Arbeit für die Rechte von Militärgegner*innen. Dabei betonte Friedrich immer, dass es darum gehe, Kriegs- und Militärdienstgegner*innen an allen Fronten zu unterstützen.
Universell und bedingungslos
Daher war es nur konsequent, dass sich Connection nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine 2022 vehement sowohl für russische wie auch für ukrainische Kriegsdienstverweigerer*innen und Deserteur*innen eingesetzt hat. Es war Friedrich ein besonderes Anliegen, dass kampfunwillige Russen in Deutschland Asyl bekommen.
„Sie haben sich entschieden, nicht an diesem Krieg teilzunehmen – das sollte doch unterstützt werden“, sagte er der taz im Februar 2025. Und auch für Ukrainer forderte er das Recht, sich dem Krieg zu entziehen. 600 Verfahren gegen ukrainische Kriegsdienstverweigerer*innen seien seinerzeit dokumentiert gewesen. „Und es gibt noch viel mehr Verfahren gegen Deserteure. Ihnen drohen jahrelange Haft oder der erneute Einsatz an der Front.“
Für ihn war das Recht auf Kriegsdienstverweigerung universell und bedingungslos. Dafür kämpfte er. Connection hat heute fünf hauptamtliche Mitarbeitende. „Wir wollen die Arbeit auf jeden Fall fortsetzen“, sagte der Vorsitzende Franz Nadler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber Rudi Friedrich hinterlasse eine gewaltige Lücke.
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