Friedliche Problemfans: Entschiedenes Nichtstun

Union Berlin scheidet im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern aus und diskutiert weiter den massiven Polizeieinsatz beim letzten Spiel der beiden Klubs.

Schlechte Stimmung: Bei Union ärgert man sich derzeit nicht nur über schlechte Spiele. Bild: dpa

BERLIN taz | Einzig am S-Bahnhof Köpenick standen sich Bundespolizisten fast schon gegenseitig auf den Füßen. Sie hatten nicht viel zu tun am Rande des DFB-Pokalspiels zwischen den beiden Zweitliga-Vereinen Union Berlin und 1. FC Kaiserslautern. Das verlor Union nach einem phasenweise spannenden Spiel mit 0:3. Die sportliche Leistung der Berliner Mannschaft hat bei den Fans für einiges an Unmut gesorgt.

Das war vor zwei Wochen nicht viel anders, als die beiden Klubs in Kaiserlautern ein Ligaspiel austrugen. Auch das verlor Union mit 0:3. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum sich viele Unioner nur ungern an die Partie in der Pfalz erinnern. Während der Abreise der Unioner kam es nach der Partie am Hauptbahnhof in Kaiserslautern zu einem Einsatz der Bundespolizei der mehrere Verletzte Fans zur Folge hatte. Auch fünf Polizeibeamten sollen verletzt worden sein.

In einer Pressemitteilung, die Union nach dem Einsatz veröffentlicht hat, werden dafür drastische Worte gefunden: „Wir hatten es am Hauptbahnhof von Kaiserslautern mit gewaltsuchenden Polizisten zu tun, die mit den eingesetzten Mitteln die Lage zur Eskalation gebracht haben.“ Konkret wurden alle abreisenden Fans, darunter auch Frauen und Kinder, unter dem Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray auf einen Bahnsteig getrieben. Als ein ICE durch fuhr, kam es zu einer Panik. In der //:Pressemitteilung der Bundespolizei klingt der Vorfall wiederum folgendermaßen: Nach dem Spiel trafen Anhänger beider Vereine im Bahnhof Kaiserslautern aufeinander.

In Folge dieser Auseinandersetzungen wurden die Einsatzkräfte „massiv mit Flaschen und Dosen beworfen“. Immer mehr Berliner hätten sich daraufhin solidarisiert und „liefen über die Gleise und die Bahnsteige“, um sich an den Ausschreitungen zu beteiligen.Nur mit entschiedenem Handeln konnten sie zurückgedrängt werden.

Unter den Verletzten befindet sich auch Lars Schnell, der Fanbeauftragte von Union. Zusammen mit Vereinspräsident Dirk Zingler hat er den Einsatz scharf verurteilt. Mittlerweile hat er sogar beim Berliner Landeskriminalamt gegen den Einsatz Anzeige erstattet. Für ihre klaren Worte ernteten sie bereits viel Kritik von Seiten der Polizeigewerkschaften.

Seitenhieb Richtung Lobbyisten

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, bekräftigt Zingler dann noch einmal seine Kritik und empfiehlt, dass „die Medien nicht jede Pressemitteilung der Polizei unkritisch übernehmen“ sollen. Einen Seitenhieb in Richtung der Lobbyisten aus den Gewerkschaften kann er sich nicht verkneifen. Was diese sagen, interessiere ihn schlicht nicht.

Die Frage, ob es eine besondere Rivalität zwischen den Anhängern von Union Berlin und dem 1 FC. Kaiserslautern gebe, die ein möglicher Grund für die Vorkommnisse sein könnten verneint Schnell vehement.

Deswegen hat an diesem Dienstag allein das Pokalspiel im Vordergrund gestanden. „Und es wäre schade, wenn dies nicht der Fall wäre. Denn der 1. FC Kaiserslautern hat während des Spiels eine fantastische Arbeit gemacht“, so Schnell zum Spiel vor zwei Wochen. Auch mit der Landespolizei Rheinland-Pfalz habe es an jenem besagten Tag keinerlei Probleme gegeben. Einzig die Bundespolizei habe mit ihrem Einsatz eine unnötige Eskalation der Lage herbei geführt.

Wer am Dienstag in Köpenick war, wird dies betätigen können. Soweit man es beurteilen kann, kam es vor und nach dem Spiel zu keinen nennenswerten Vorfällen. Auch das Polizeiaufgebot rund um das Stadion an der Alten Försterei in war weitaus geringer als zu Spielen, die von der Polizei als Risikospiele eingestuft werden. Die starke Präsenz der Bundespolizei am S-Bahnhof wirkte da deplatziert. Zinglers Behauptungen ergeben da gleich mehr Sinn. Der hatte im FAZ-Interview gesagt, dass sich vier der fünf in Kaiserslautern verletzten Polizisten beim Reizgaseinsatz selbst verletzt haben.

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