Für den Klimaschutz auf die Straße: 350 auf der ganzen Welt

Mit über 4.600 Aktionen in knapp 180 Ländern warnen Umweltschützer am Samtag vor der steigenden Treibhausgas-Konzentration.

Protestaktion für mehr Klimaschutz in Bonn. Bild: ap

BERLIN taz | 350 Raver werden an diesem Samstag mit Funkkopfhörern vom Potsdamer Platz in Berlin zum Alexanderplatz tanzen. Auflegen wird Dr. Motte, der Gründer der Loveparade. Das ganze nennt sich "Silent Climate Parade" und ist Teil eines //:weltweiten Klima-Aktionstages. In Stuttgart haben sich 350 Menschen zum Stripmob verabredet. Auf den Malediven werden 350 Taucher unter Wasser gehen, auf einem US-Campus 350 Socken aufgehängt. In Kenia werden 350 Massai einen Lufttanz aufführen, in Amsterdam 350 Tanzpaare Charleston tanzen.

"Wir haben bis jetzt 4.641 Aktionen in 177 Ländern zusammen", sagt Diana Vogtel, Europa-Koordinatorin der Kampagne 350.org. Zuletzt dazugekommen sei Liechtenstein, wo sich Menschen mit 350-Plakaten auf den Marktplatz stellen werden. Vogtel hofft, dass noch das eine oder andere Land hinzukommt: "Wir sind gerade mit Aktivisten in Lesotho und Angola im Gespräch."

Und warum taucht bei allen Aktionen die Zahl 350 auf? "350 ist die wichtigste Zahl auf unserem Erdball", sagt Vogtel. Diese Zahl beschreibe jene Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre, die nicht überschritten werden darf, "wenn die Menschheit den Planeten so erhalten will, wie er ist". Die Zahl habe der Weltklimarat IPCC ermittelt, der für seine Arbeit im Jahr 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Und was sagt die Aktivistin dazu, dass dieser Wert längst überschritten ist? "Das stimmt", sagt die 28-jährige Politologin Vogtel. Aktuell betrage die Konzentration 390 parts per million, also Teile auf eine Million Einheiten. Und jedes Jahr erhöht sich der Wert um 2. Deshalb sei endlich wirksamer Klimaschutz notwendig, so Vogtel: "Wir müssen die Konzentration reduzieren, statt sie stets weiter anzureichern."

In Kopenhagen, wo im Dezember das Post-Kioto-Abkommen beschlossen werden soll, versammeln sich tausende Radler, um sich zu einer Null aufzustellen. Die wird dann aus der Luft fotografiert. Die Londoner formieren sich zur Fünf, die Drei wird von Neuseeländern gestellt. Entstanden ist die Idee zum weltweiten Aktionstag vor zwei Jahren in den USA. "Am Anfang waren wir 15 Leute", erinnert sich Diana Vogtel. Mittlerweile werde die Kampagne von über 150 Organisationen unterstützt. Und? Wie viele Menschen werden sich also beteiligen? "Das ist gar nicht so wichtig", sagt die Europa-Koordinatorin. "Viel wichtiger ist, dass ganz viele Menschen nach den Aktionen über die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre Bescheid wissen."

Das Problem an den Treibhausgasen ist, dass sie sehr langlebig sind. Methan etwa zersetzt sich erst nach 25 Jahren in der Atmosphäre, Kohlendioxid sogar erst nach einem Jahrhundert. "Deshalb sorgen unsere Treibhausgase von heute für die Probleme von morgen", sagt Aktivistin Vogtel. Es dürfe nicht allein darum gehen, Treibhausgase zu reduzieren. "Wir müssen unsere Lebensweise radikal umbauen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.