Galerieempfehlung für Berlin: Die Luft im Fadenschein

Tip der Woche: Überblicksschau des Installationskünstlers Maik Teriete in der galerie weisser elefant

Maik Teriete, „The Fence“ (Detail), ca. 7 x 13 x 8 m, Zaunband, 2012 Foto: Batzorig Chimeddorj

Von Leichtigkeit und Klarheit ist Maik Terietes minimalistischer Umgang mit Raum. Sei es im Freien, wenn er weißes Zaunband in großzügigen Winkeln durch die Landschaft spannt und so dem Luftraum eine temporäre geometrische Figur beigibt. Oder in Innenräumen wie der galerie weisser elefant, die nun die Überblicksschau „Im Großen und Ganzen“ zeigt.

Die Auswahl vergegenwärtigt Terietes Arbeitsprozess, seine Suche nach der Raumwirkung verschiedener Linien, Winkel und Hell-Dunkel-Kontraste: Vorangegangene Formen und Ansätze kehren in stetig verfeinerten Variationen und wechselnden Materialien wieder.

So scheinen Rechtecke aus schwarzem Foamboard („Reframing“, 2011) aus der Wand heraus bis unter die Decke zu wachsen – je nach Blickwinkel ergibt sich ein zweidimensionales Bild oder aber ein freischwebendes, bewegliches Muster. Die Skulptur „Sita #6“, Teil der neuen Serie „Something in the air“ aus Holzrahmen, wiederum erlangt ihre Farbtiefe und kohlenhafte Struktur durch ein Beizverfahren. Die Rechtecke dieses Konglomerats sind ineinander verwinkelt, auf kleinerem Raum verdichtet als noch in „Reframing“. Es ist, als habe der Titel das nächste Stadium, die neue Rahmung, bereits erahnt.

Die subtil wahrnehmbare Räumlichkeit, die vom Inneren dieser Konstellationen ausgeht, potenziert sich im weissen elefanten entlang einer gänzlich unermesslichen String-Skulptur: Eigens an der Architektur ausgerichtet, durchkreuzt sie vier ganze Zimmer und taucht sogar die Raummitte in freistehenden Fadenschein.

Einblick: Maik Teriete im Interview

Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Eröffnung: 11. Juni, 19 UhrBis 16. Juli, Di – Fr 11 – 19 Uhr, Sa 13 - 19 Uhr

Ich mag die Ausstellung von Thea Djordjadze bei Sprüth Magers. Ihre Arbeiten sind so toll auf der Grenze zwischen sehr exakt und windschief. Die Gesamtinstallation in dem riesigen Raum hat mich sehr angeregt. Es hat etwas Verwirrendes im Sinne von „hier stimmt etwas nicht“. Gleichzeitig vertraue ich der Künstlerin total, was den Einsatz und den Umgang mit dem Material angeht.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Here We Go Magic in der Kantine am Berghain war toll. Stereo Total im Lido auch. Zwar nicht in Berlin, aber relativ leicht zu erreichen und auch sehr schön: die Wittener Tage für neue Kammermusik. Club ist schon wieder zu lange her, als dass ich da mitreden könnte.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten dich zurzeit durch den Alltag?

Magazine lese ich nur online und eher sporadisch. Als Buch begleitet mich gerade James Baldwins „Eine andere Welt“.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ich werde eine Außenarbeit beisteuern zum diesjährigen UM-Festival, das zwischen dem 9. und 11. September stattfindet. Ich werde an einer sehr schönen Stelle auf einem Hügel zwischen Fergitz und Pinnow eine Installation machen. Wie genau diese aussehen wird, weiß ich noch nicht. Gestern hatte ich die Idee, mit einer Art Stecksystem für Holzstangen zu arbeiten, ähnlich wie die für Zeltkonstruktionen. Mal sehen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Die Nachtigallen im Park gegenüber (wobei vermutlich auch ein paar Spötter darunter sein könnten), meine Espressomühle und meine Sonnenbrille!

Zur Person

Maik Teriete (geb. 1975 in Ringenberg/Niederrhein), in den Niederlanden ausgebildeter Kreativtherapeut. Studium Kreative Therapie in Nijmegen (NL). Seit vielen Jahren neben anderen Tätigkeiten freiberuflich als bildender Künstler tätig. Schwerpunkte sind Installationsarbeiten auf der Grenze zwischen Statik und Dynamik.

Einzel – und Gruppenausstellungen in verschiedenen Städten in Deutschland, den Niederlanden und in der Mongolei. Mehrere Auftragsarbeiten für Installationen für konkrete Situationen vor Ort. Maik Teriete organisiert und kuratiert seit 2012 die Künstlergespräche des Werktalk Berlin (werktalkberlin.blogspot.de).

Am Samstag eröffnet Terietes Einzelausstellung „Im Großen und Ganzen“ in der galerie weisser elefant in Mitte.

Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Print ausgabe der taz

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