Gasbranche in den USA: Rückschlag beim Fracking

Aus Sorge um das Trinkwasser wird die Fördertechnik in Delaware fürs Erste gestoppt. Die Gasbranche bestreitet, dass die Tätigkeit eine Umweltbelastung darstellt.

"Unnatürlich, unethisch, ungeliebt, unsicher": Anti-Fracking-Protest in Philadelphia im September. Bild: dapd

WASHINGTON taz | Für die Gasbranche in den USA ist es der schwerste Rückschlag seit Jahren: Sie hatte erwartet, dass sie an diesem Montag grünes Licht für die Ausweitung der umstrittenen "Fracking"-Bohrtechnik ins Delaware-River-Becken bekommen würde. Stattdessen hat die fünfköpfige Genehmigungskommission ihre entscheidende Sitzung im letzten Moment abgesagt - ohne neuen Termin.

Zuvor hatten die beiden benachbarten Bundesstaaten New York und Delaware angekündigt, dass sie gegen das Projekt stimmen würden. "Die zentrale Frage ist, ob bei den Bohrungen die öffentliche und private Wasserversorgung geschützt ist", hat der Gouverneur von Delaware, Jack Markell, gesagt. Und hinzugefügt: "Ich habe Anlass zur Sorge." Maya van Rossum vom "Delaware Riverkeeper Network" sieht dahinter die Stärke der Umweltbewegung: "Wir haben die Politiker gezwungen, sich um diese Sache zu kümmern."

Das Delaware-River-Becken versorgt 15 Millionen Menschen an der Ostküste mit Trinkwasser. Zugleich interessiert sich die Gasbranche für das Gebiet, denn mehrere Kilometer darunter befinden sich große Gasvorkommen im Schiefer. Ihre Erschließung wird mit Hilfe des "Hydraulic fracturing"-Verfahrens - genannt Fracking - finanziell interessant. Bei dieser Technik wird ein Gemisch aus Chemikalien, Sand und viel Wasser unter großem Druck in das Gestein gejagt, um den Schiefer zu brechen und das Gas freizusetzen und an die Oberfläche zu bringen. Anschließend werden die giftigen Abwässer in tiefe Erdschichten injiziert.

"Schwarzes Wasser und Benzingestank"

Seit Mitte des vergangenen Jahrzehntes sind quer durch die USA Tausende von Fracking-Bohrstellen entstanden. Doch das Verfahren ist umstritten. Es gefährdet nach Ansicht von KritikerInnen sowohl das Grundwasser als auch Oberflächengewässer. An manchen Orten ist Leitungswasser ungenießbar geworden, und es häufen sich gesundheitliche Beschwerden.

Im Ort Pavillion im Bundesstaat Wyoming etwa, wo Hunderte von Gasbohrstellen entstanden sind, klagen AnwohnerInnen über "schwarzes Wasser und Benzingestank" aus ihren Wasserhähnen. Die US-Umweltbehörde EPA listet in einer aktuellen Studie zahlreiche krebserregende Stoffe auf, die sie in Wasserproben in Pavillion gefunden hat: Benzol in der 50-fachen Konzentration der zulässigen Menge, Phenol, Azeton, Toluol, Naphthalin und Spuren von Diesel.

Eine größere, nationale Studie der EPA über die Wechselwirkung zwischen Fracking und Wasser ist noch in Arbeit. Sie soll bis 2014 fertig sein. Die EPA will darin auch Regeln für den Umgang mit den beim Fracking produzierten großen Mengen von giftigen Abwässern entwickeln.

Die Gasbranche bestreitet, dass ihre Tätigkeit eine Umweltbelastung darstelle. Die Untersuchungen der EPA betrachtet sie als "Einmischung" aus Washington. Der frühere Präsident George W. Bush hatte Fracking von den nationalen Wasserschutzauflagen befreit und die Regelung und Überwachung ausschließlich den Bundesstaaten überlassen. Dort waren die Gasförderer fast überall schneller als ihre Kontrolleure. Und dort sind die Auflagen - falls überhaupt vorhanden - grundverschieden. In Pennsylvania etwa, wo nicht weit westlich des Delaware-River-Beckens viel und ungehindert gefrackt wird, muss die Gasbranche für das Fracking nicht einmal Steuern zahlen.

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