Gastkommentar Sexismus: Belästigung auch im EU-Parlament

Schluss mit dem Sexismus im EU-Parlament, fordert die Grünen-Abgeordnete Terry Reintke. Für den Niedergang der Macho-Kultur sind alle gefragt.

Frau in rotem Kleid hält Schild hoch, auf dem "#MeToo" steht, hinter ihr Stuhlreihen

Terry Reintke (Mitte) während einer Debatte im EU-Parlament über Sexismus Foto: Reuters

Das Europaparlament in Brüssel. Ein voller Ausschusssaal. Zu einem interparlamentarischen Austausch sind Abgeordnete aus allen Nationalparlamenten der Mitgliedsländer geladen worden. Es geht um das Thema Entsendung, europäische Beschäftigungspolitik. Ein Abgeordneter beendet seinen Redebeitrag mit dem Kommentar „Schön, dass so viele Frauen in der Politik sind. Dann haben wir zumindest was zum Angucken.“

Oder Folgendes: Harte Verhandlungen. Wenig Schlaf. Rangeleien in der Partei. Verlorene Abstimmungen. Mit gekränktem Ego abends im Büro die Anspannung mit ein paar erniedrigenden sexuellen Anspielungen an die Praktikantin weitergeben. Die sich nicht wehren kann. Endlich wieder Macht spüren. Endlich wieder ein richtiger Mann sein.

Die jüngsten Berichte über sexuelle Belästigung im Europäischen Parlament sind keine Einzelfälle. Sexistische Sticheleien, die bewusst eingesetzt werden, um das weibliche Gegenüber zu verunsichern. Herablassendes Verhalten gegenüber Mitarbeiter*innen, das sie zu Objekten degradiert. Bewusstes Ausnutzen von Machtgefällen, um sexuelle Gefälligkeiten zu erzwingen. Das alles gehört zum Alltag von Frauen.

So kann es nicht weitergehen. Dieses System muss ein Ende haben. Die von den Abgeordneten beschlossene externe Untersuchung der Übergriffsvorwürfe ist ein erster wichtiger Schritt.

Doch Tausende Jahre Patriarchat geben sich nicht so schnell geschlagen: Sexuelle Übergriffe, Grapschen, sexistische Kommentare – das sind nur einige Ausfälle von Männern, die ihre Macht schwinden sehen und sich deshalb umso verzweifelter an ihre Privilegien krallen.

Für den Niedergang dieser Machokultur sind alle gefragt. Vor allem aber brauchen wir ein neues Bewusstsein bei Männern. Kein Sich-als-Retter-der-Frauen-Aufspielen. Sondern den Willen, im Kleinen etwas zu ändern. Männer, die sexistische Sprüche über Frauen nicht mehr durchgehen lassen. Dann überwinden wir am Ende sogar das Patriarchat.

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