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GazastreifenIsrael tötet Journalisten von ZDF-Partnerfirma

Ein Mitarbeiter der palästinensischen Produktionsfirma PMP kam in Gaza bei einem israelischen Raketeneinschlag ums Leben. Das ZDF verurteilt den Angriff.

Menschen trauern und den getöteten palästinensischen Journalisten in Deir al Balah, Gaza, am 20.10.2025 Foto: Abdalhkem Abu Riash/imago
Mirco Keilberth

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Mirco Keilberth aus Tunis

taz | Mit den erneuten israelischen Angriffen auf Gaza wird auch das Leben für Journalisten wieder gefährlich. Unter den 38 am Wochenende getöteten Menschen ist auch ein Mitarbeiter der palästinensischen Produktionsfirma PMP, die für das ZDF und andere internationale TV-Sender arbeitet.

Auch der achtjährige Sohn eines anderen Journalisten starb, als am Sonntagnachmittag um 16.30 Uhr eine Rakete in den Garten eines Hauses einschlug, von wo aus das Medienunternehmen „Palestine Media Production“ seit Anfang des Jahres Bilder und Live-Interviews in alle Welt schickt. Ein weiterer Mitarbeiter wurde von Splittern verletzt, die das Blech des Übertragungswagens und weiterer Fahrzeuge hundertfach durchschlagen haben.

Seit mehr als 20 Jahren ist die PMP der palästinensische Partner des ZDF-Studios in Tel Aviv, weitere Kunden sind bekannte europäische und amerikanische TV-Sender. ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus und verurteilte den Angriff. Dem ZDF gegenüber kündigte die israelische Armee eine Untersuchung an.

Bisher wurde jedoch keiner der über 200 tödlichen Angriffe auf palästinensische Journalisten und Medien von der israelischen Justiz oder der Armee ernsthaft weiterverfolgt. Die Untersuchungen enden immer mit derselben Behauptung: Die Opfer seien Anhänger der Hamas gewesen oder hätten für diese gearbeitet. Die zufällig neben den gezielt getroffenen Journalisten stehenden Kollegen wurden als Kollateralopfer in Kauf genommen.

Ohne jegliche Vorankündigung

Bis zum Juni hatte PMP zusammen mit anderen palästinensischen Kol­le­g:in­nen vor dem Nasser-Krankenhaus in Khan Younis gesendet, war dann aber aus Sicherheitsgründen in eine ruhige Wohngegend in Deir al-Balah gezogen. Eine Verwechslung mit Kämpfern der Hamas oder die Nähe der Firma zu der Miliz scheint so gut wie ausgeschlossen. Auch hatte es keine Kämpfe oder Bewegungen von unidentifizierten Fahrzeugen gegeben, berichten Journalisten aus Dar al-Balah der taz am Telefon.

Die Überlebenden berichten, dass ohne jegliche Vorankündigung eine einzelne Rakete auf dem von Mauern umgebenen Grundstück eingeschlagen sei. Der Korrespondent des Senders, Thomas Reichart, glaubt an keine zufällige Zielauswahl. „Der Vorfall reiht sich ein in ein Muster von Angriffen auf Journalisten.“

Israel begründete seine Luftangriffe am Wochenende mit einem angeblich vorangegangenen Bruch des Waffenstillstands. Hamas-Kämpfer hätten aus dem Hinterhalt mit einer Panzerfaust zwei Soldaten getötet, so ein Armeesprecher. Die Hamas bestreitet den Vorfall.

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