Gedenkstätte Hohenschönhausen: Neue Vorwürfe gegen Ex-Leiter

Laut Medienberichten werfen mehrere Menschen auch Hubertus Knabe selbst sexuelle Belästigung vor. Derweil fordern CDU-Abgeordnete, Knabe zu rehabilitieren.

Hubertus Knabe

In der Kritik: Hubertus Knabe, langjähriger Leiter der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen Foto: dpa

BERLIN (epd, dpa) | Die Affäre um mutmaßliche sexuelle Belästigungen von Mitarbeiterinnen in der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen zieht offenbar weitere Kreise. Nach Berichten von Berliner Zeitung und Tagesspiegel gibt es neue Vorwürfe gegen den Ende September abgesetzten Gedenkstättenleiter Hubertus Knabe. Danach soll sich „eine einstellige Zahl von Menschen“ gemeldet haben, die auch gegen Knabe persönlich Vorwürfe wegen sexueller Belästigung erhebt, heißt es in der Berliner Zeitung unter Berufung auf einen Sprecher der Senatskulturverwaltung.

Nach Vorwürfen sexueller Belästigung gegen den stellvertretenden Gedenkstättenleiter Helmuth Frauendorfer und dessen Beurlaubung hatte der Stiftungsrat am 25. September auch Direktor Knabe entlassen. Das Gremium aus Vertretern des Landes und des Bundes begründete dies mit Zweifeln daran, dass Knabe „den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung einleiten wird, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten kann“.

Die Belästigungsvorwürfe gehen auf einen Brief von ehemaligen Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte Anfang Juni an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und den Stiftungsratsvorsitzenden, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), zurück. Allerdings sind die Belästigungsvorwürfe der Gedenkstättenleitung und der Senatskulturverwaltung schon länger bekannt gewesen.

Frauendorfer hatte nach Bekanntwerden des Briefes über seinen Anwalt die Vorwürfe zum Teil eingeräumt. Daraufhin hatte Knabe Frauendorfer noch vor seinem eigenen Rauswurf beurlaubt. Der Stiftungsrat setzte zudem die frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, als Vertrauensperson für die Mitarbeiter ein.

Widerstand gegen die Entlassung Knabes gibt es im Beirat der Stasiopfer-Gedenkstätte. Vier Mitglieder forderten am Montag in einem offenen Brief an Lederer die Rückkehr Knabes. Sie kritisieren, dass der Stiftungsrat die Absetzung Knabes beschlossen habe, ohne ihn zuvor zur Sache anzuhören. Unterzeichnerinnen des Briefes sind die Publizistin und DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier, die frühere DDR-Oppositionelle Heidi Bohley, die stellvertretende Landesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus Berlin-Brandenburg (VOS), Edda Schönherz, sowie die Passauer Politikwissenschafts-Professorin Barbara Zehnpfennig.

Auch zahlreiche ostdeutsche CDU-Bundestagsabgeordnete erhöhen den Druck auf Grütters und Lederer verlangt. In einem Brief an die Kulturstaatssekretärin, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, forderte der Vize-Fraktionsvorsitzende Arnold Vaatz genaue Angaben zu den Vorwürfen gegen den entlassenen Direktor Hubertus Knabe. Vaatz schrieb, sollten keine „triftigeren Gründe als die bisher öffentlich bekannten“ vorliegen, sei die Entlassung ein „irreparabler Rückschlag für die Aufarbeitung der DDR-Geschichte“. Der Vorgang sei daher von „nationaler Bedeutung“.

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