Gemeinschaftsschulen in Berlin: Streit um gemeinsames Baby

Der rot-schwarze Senat fördere Gemeinschaftsschulen nicht mehr ausreichend, kritisiert die Linke. Sie hat sich in der vorherigen rot-roten Koalition dafür eingesetzt.

Gemeinsam was über Europa lernen. Bild: dpa

Zwischen der Linken und der SPD gibt’s Streit um ein gemeinsames Baby: die Gemeinschaftsschulen, als Modellprojekt 2008 von einer damals rot-roten Landesregierung geboren. 22 dieser Schulen, an denen Kinder von der ersten bis zur zehnten, teils sogar dreizehnten Klasse gemeinsam lernen, gibt es in Berlin mittlerweile. Doch sie würden vom Senat stiefmütterlich behandelt, klagt die Linkspartei.

Dabei verweist die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus, Regine Kittler, auf eine vom Senat selbst in Auftrag gegebene Evaluation der Modellschulen, die diesen ausgezeichnete Arbeit bescheinigt. Gerade bei oft benachteiligten Gruppen, etwa SchülerInnen nicht deutscher Familiensprache, seien hohe Lernzuwächse zu beobachten, heißt es darin.

Massive Kürzungen

Lesbar ist die Studie seit einigen Tagen auf der Webseite der Senatsbildungsverwaltung. Öffentlich präsentiert wurde sie – anders als frühere – aber nicht. Da setzt die Kritik von Bildungspolitikerin Kittler an: „Totschweigen“ wolle der Senat das „Erfolgsmodell Gemeinschaftsschule“, lautet ihr Vorwurf. Denn: „Schwarz-Rot verschiebt den Schwerpunkt der Bildungspolitik wieder deutlich in Richtung Gymnasium.“ An den Gemeinschaftsschule dagegen würden Mittel etwa für Inklusion oder Fortbildungen „massiv gekürzt“, so Kittler. Dabei ist die Gemeinschaftsschule nicht nur erfolgreich, sondern bei Eltern und Schülern beliebt. Fast jeder zehnte Berliner Siebtklässler wird nächstes Schuljahr eine Gemeinschaftsschule besuchen, gut 40 Prozent ein Gymnasium, etwa die Hälfte Sekundarschulen. Viele Gemeinschaftsschulen sind mit großer Unterstützung von Eltern eingerichtet worden und haben mehr BewerberInnen als Plätze.

Dass der Senat dieses Erfolgsmodell nicht mehr ausreichend unterstütze, weist die Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung zurück: „Wir sehen die positive Entwicklung der Gemeinschaftsschulen und fördern sie sehr“, so Beate Stoffers: „Frau Kittler ist auf dem falschen Dampfer.“ Doch Klagen kommen auch von Schulen selbst: Heute demonstrieren etwa Eltern und SchülerInnen der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule vor dem Bezirksamt Pankow. Sie werfen Bezirk und Senat vor, die Einrichtung einer Oberstufe an ihrer Schule zu verzögern – zugunsten neuer Gymnasien. AKW

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