Gerechte Bezahlung im Spitzensport: Turn- und Geldbeutel

In den USA liegt ein Gesetzentwurf zum Equal Pay vor: Gelder für die Männer-Fußball-WM 2026 nur, wenn Frauen gleich bezahlt werden.

An der Parade für das Fußballteam steht eine Frau mit einem Schild, auf dem "Equal Pay" steht

Demonstrationen für Lohngerechtigkeit beim Empfang der US-Weltmeisterinnen Foto: Penner/USA Today Sports

BERLIN taz | Der Staat soll’s einfach regeln. Mit einem Gesetzentwurf, der öffentliche Mittel, die für die Männerfußball-WM, die 2026 in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragen wird, an die Einhaltung von „equal pay“ bindet, will US-Senator Joe Manchin für mehr Gerechtigkeit im Fußball sorgen.

„Die eindeutig ungleiche Bezahlung zwischen den amerikanischen Männer- und Frauenfußballmannschaften ist inakzeptabel, und ich bin froh, dass der jüngste Sieg der amerikanischen Frauenfußballmannschaft zu einem öffentlichem Aufschrei geführt hat“, sagte der Demokrat aus West Virginia am Dienstag, als er seinen Gesetzentwurf vorstellte. Vor dem WM-Turnier hatten etliche Nationalspielerinnen bereits Klage gegen den Verband eingereicht.

Parlamentarische Mitstreiter hat Manchin noch nicht, aber das Thema „equal pay“ war auch bei den Feiern am Mittwoch in New York zentrales Thema, als Zehntausende Fans den neuen Fußballweltmeisterinnen zujubelten.

Unrealistisch ist Manchins Projekt nicht. Die Überlegung, die Forderung nach gleicher Bezahlung an Mittelvergabe zu knüpfen, ist etwa in US-Universitäten die Regel: Title IX ist ein Bundesgesetz, das jegliche Geschlechterdiskriminierung an Hochschulen dergestalt untersagt, dass schlicht keine öffentlichen Mittel mehr kommen, wenn man dagegen verstößt.

Wenn also große US-Universitäten ihr umfangreiches Football-Programm aufrecht erhalten wollen – und dafür auch Bundesmittel einplanen – , so müssen sie ähnlich große Programme für Frauensport auflegen. Nicht wenige Beobachter erklären die Stärke des US-Frauenfußballs zumindest zum Teil mit Title IX.

Gleiche Bezahlung oder bedingungsloses Grundeinkommen

Was wie eine US-Besonderheit erscheint, könnte auch hierzulande für Diskussionen über ungerechte Bezahlung im Spitzensport sorgen. Jüngst sorgte Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler für Aufsehen, indem er ein bedingungsloses Grundeinkommen für Sportler forderte. Er kenne „genug Olympiasieger aus Deutschland, die leider von ihrem Sport nicht leben können“, sagte Röhler. „Sie sind auf Förderungen und familiäre Unterstützung angewiesen.“ Röhler argumentiert mit den Einnahmen, die etwa das Internationale Olympische Komitee mit seinen Top Events, vor allem den Sommerspielen, generiert.

Hierzulande wird über ein Grundeinkommen diskutiert – für Sportler und Sportlerinnen

„Die Olympischen Spiele sind das größte Event, bei dem weltweit Leute begeistert zusehen – und wir bekommen null Komma null Gage“, sagte Röhler. „Wenn wir Glück haben, bekommen wir eine kleine Förderung von unserem Land, bei der wir hundertmal Danke sagen müssen.“ Röhler verlangt eine „faire Verteilung der Gelder“, und steht damit nicht allein. Seit 2017 gibt es den Verein „Athleten Deutschland“, der sich als Interessenvertretung, wenn nicht gar Gewerkschaft für Sportler versteht. Das Problem ist unübersehbar: Im öffentlichen Diskurs wird eine Mannschaft Weltmeister wurde. Allein, es kassiert nur eine sehr kleine Gruppe: männliche Fußballer der Spitzenklasse.

Einfluss auf Gehälter, die Vereine zahlen, oder auf Honorare, die etwa von werbetreibenden Firmen gezahlt werden, kann der Staat kaum nehmen. Worum es geht, sind die Gelder, die die Verbände an Kaderathleten zahlen – wo also die Sportverbände quasi in Staatsfunktion handeln.

Dass mit dem Team USA gerade eine Mannschaft Weltmeister wurde, die in der Öffentlichkeit und vor Gericht besonders kämpferisch vorgeht, macht Vielen Hoffnung. Das Team USA hatte sich vor der WM mit dem Verband geeinigt, dass danach über seine Forderungen verhandelt wird. Unterstützt von Joe Manchins Gesetzentwurf ist da jetzt Bewegung drin.

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