Gesundheit: Masern sind kein Kinderspiel

Schon jetzt gibt es deutlich mehr Erkrankte als 2012. Nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene sind betroffen. Der Senat empfiehlt, den Impfschutz zu prüfen.

Nicht so schön bunt, aber sieht auch nach Streuselkuchen aus: Masern. Bild: Miss X/photocase.com

Die Zahlen lassen aufhorchen: In diesem Jahr sind bereits knapp 400 Berlinerinnen und Berliner an Masern erkrankt. Im Vergleich zum Vorjahr eine rasante Zunahme: 2012 wurden in der Stadt lediglich 18 Masernfälle registriert. Fast die Hälfte der 905 Masernfälle, die seit Januar deutschlandweit aufgetreten sind, kommen aus Berlin.

Anders als bei früheren Wellen ist die Krankheit in diesem Jahr räumlich nicht eindeutig auf einzelne Kitas oder Schulen eingrenzbar. Die Masern gehen durch alle Bezirke. Mit 70 Erkrankten weist Mitte die meisten Fälle auf.

Masern wird oft als eine Kinderkrankheit abgetan. Doch gerade bei älteren Menschen, die noch nie an Masern erkrankt oder gegen Masern geimpft sind, kann die Krankheit gefährlich werden. Auch die Zahlen zeigen, das Masern längst kein Kinderproblem mehr sind: 47 Prozent der deutschlandweit Erkrankten sind über 20 Jahre alt. Bei ihnen verläuft die Krankheit oft schwerer als bei Kindern, viele müssen in einer Klinik behandelt werden, beispielsweise mit einer Lungenentzündung. In seltenen Fällen kann es auch zur Hirnhautentzündung kommen.

Neben Berlin wurden auch in Bayern viele Fälle verzeichnet. „Masern-Epidemie in München“, titelte die Süddeutsche Zeitung im Juni. „Von einer Epidemie sprechen wir in Berlin nicht“, sagt die Pressesprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Regina Kneiding. Sie beruhigt: Die wöchentlich verzeichneten Infektionsfälle gingen in Berlin derzeit schon wieder zurück.

Angesichts der vielen Erkrankungen kritisieren Mediziner und Politiker einen fehlenden Impfschutz. Bayern, Berlin und Baden-Württemberg weisen dabei die größten Impflücken in Deutschland auf.

Lokaler Ausbruch

Die haben eine Geschichte: Durch die immer häufigeren Impfungen seit den siebziger Jahren konnte man das Masernvirus eindämmen. Was zur Folge hatte, dass man die Erkrankung nicht mehr so ernst nahm. Vor allem in den neunziger Jahren gab es einen Trend, Kinder nicht mehr gegen Masern zu impfen. Jetzt ist genau diese Altersgruppe der jungen Erwachsenen stark von dem Masernausbruch betroffen.

„Die Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt“, warnt das Robert-Koch-Institut. Eine Person, die nicht geimpft ist, könne sich schon anstecken, wenn sie sich mit einer erkrankten Person in einem Raum befinde. Deshalb schwanke auch das Ausmaß der Erkrankungen von Jahr zu Jahr so stark: 2011 wurden 1.608 Fälle verzeichnet, 2012 waren es nur 166, dieses Jahr sind die 1.000 bald wieder erreicht.

Sobald eine Immunitätslücke aufkommt, würde sich das Virus ausbreiten, heißt es beim Robert-Koch-Institut. Wenn etliche Personen nicht immun seien, könne das einen lokalen Ausbruch verursachen.

„Wir empfehlen allen, den Impfschutz zu prüfen“, sagt Regina Kneiding. Vor Einführung der Masernimpfung vor rund 40 Jahren war in Deutschland fast jeder an Masern erkrankt und ist deshalb heute immun. Deshalb sollten nun vor allem die nach 1970 Geborenen ihren Impfstatus überprüfen – und gegebenenfalls nachimpfen. Bei Kindern liegt die Impfrate mittlerweile bei 92 Prozent.

Krankheit ausrotten

Bis 2015 hat sich die Europäische Union vorgenommen, Masern komplett auszurotten. Dazu braucht man in allen europäischen Staaten bei Kindern eine Impfquote von 95 Prozent. Die USA waren schneller: Dort gilt das Masernvirus bei Menschen bereits als ausgerottet.

Die gute Nachricht für Berlin: Hat einmal ein lokaler Ausbruch stattgefunden, sind die Erkrankten danach immun – somit bricht zumindest bei ihnen die Infektionskette ab.

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