Gesundheitspolitik in Sambia: Soldaten und Bibel gegen die Cholera

Mit ungewöhnlichen Mitteln versucht die Regierung von Sambia dieser Tage, die Epidemie in der Hauptstadt Lusaka einzudämmen.

Ein Arzt in Lusaka mit Cholera-Patienten

Ärztliche Versorgung von Cholera-Patienten in Lusaka Foto: Imago/Xinhua

BERLIN taz | Mit rabiaten Methoden geht Sambias Regierung gegen eine Choleraepidemie in und um der Hauptstadt Lusaka vor, die seit 6. Oktober nach offiziellen Angaben 64 Tote gefordert hat. Das ist nicht viel im Vergleich – die benachbarte Demokratische Republik Kongo verzeichnet seit Juli 2017 über 1.190 Choleratote – aber für den zunehmend autoritären Präsidenten Edgar Lungu ist es eine Gelegenheit, Stärke zu beweisen.

Nachdem die Neuerkrankungen im Dezember deutlich zunahmen, wies Lungu zum Jahresende 2017 die Armee an, tätig zu werden. Der größte Markt der Hauptstadt Lusaka, Soweto, wurde geschlossen. Soldaten säuberten ihn von Fäkalien und stehenden Gewässern, danach auch das gesamte Stadtzentrum. Zum Jahreswechsel mussten alle Märkte und Straßenstände schließen.

Damit nicht genug. Seit einer Woche jagt in Lusaka ein Verbot das andere: Niemand darf von außerhalb Essen in die Gefängnisse mitbringen. Alle Schulen und Meldeämter bleiben geschlossen. Versammlungen von mehr als fünf Menschen sind nicht erlaubt. Im Alltag bedeutet das: Biertrinken in der Öffentlichkeit und der Besuch des Gottesdienstes sind verboten – die beiden zentralen geselligen Aktivitäten in Sambia.

Wie wirksam Versammlungsverbote gegen Cholera sein sollen, hat die Regierung nicht erklärt – die Maßnahmen orientieren sich eher an denen zum Kampf gegen Ebola. Voraussetzung für den Kampf gegen Cholera ist an erster Stelle, sauberes Wasser zur Verfügung zu haben. Außerdem startete diese Woche eine großangelegte Impfaktion.

Beide Lager haben passende Zitate zur Hand

Besonders umstritten sind die Verbote von Gottesdiensten. Ein evangelischer Kirchenführer, Pastor Enock Njovu, warf der Regierung „Kirchenhass“ vor: Er wisse nicht, wovon er ohne die Kollekte aus seinen Gottesdiensten leben solle. Kritiker erwiderten, dass Kirchen ihre Pfarrer doch besser direkt bezahlen sollten.

Erwartungsgemäß haben beide Lager die passenden Bibelzitate aus dem Alten Testament zur Hand. Gegen „Alle Zehnten im Lande, vom Ertrag des Landes und von den Früchten der Bäume, gehören dem Herrn“, von Pfingstkirchen ins Feld geführt, steht das Gebot zur Sauberkeit: „Und du sollst draußen vor dem Lager einen Ort haben, dahin du zur Not hinausgehst. Und sollst eine Schaufel haben, und wenn du dich draußen setzen willst, sollst du damit graben; und wenn du gesessen hast, sollst du zuscharren, was von dir gegangen ist.“

Die Regierung sieht ihre Maßnahmen als Erfolg. Am Donnerstag meldete die Zambia Daily Mail, die Zahl der Cholera-Neuerkrankungen sei von 114 am Dienstag auf 83 am Mittwoch zurückgegangen.

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