Gesundheitssystem in der Corona-Krise: Zehn Millionen Atemmasken geliefert

Letzte Woche hatte sich noch ein Engpass abgezeichnet. Jetzt verteilt die Kassenärztliche Vereinigung neue Schutzausrüstung an die Praxen.

Die Skulptur "Die Schneidersfrau" auf dem Heinzelmännchenbrunnen in der Kölner Altstadt hat eine Atemschutzmaske um.

Zehn Millionen Atemschutzmasken für Arztpraxen in Deutschland, eine für die „Schneidersfrau“ in Köln Foto: Hardt/Future Image/snapshot-photography

BERLIN taz | Deutschlands Kassenärzte können in der Corona-Krise vorerst mit einer Entspannung bei der Versorgung mit Schutzausrüstung rechnen. Insgesamt zehn Millionen Schutzmasken würden im Laufe des Tages von den Herstellern geliefert, kündigte Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), am Donnerstag in Berlin an. Über die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen diese in den kommenden Tagen an die Arztpraxen in den Bundesländern verteilt werden.

In der vergangenen Woche hatte sich ein Engpass abgezeichnet. Am Montag warnte die KBV davor, dass in Zukunft immer mehr Arztpraxen schließen müssten, sollte sich die Versorgungslage nicht verändern. Auch in anderen Bundesländern wurde ein Mangel an Schutzausrüstung beklagt. „Um die Regelversorgung aufrechtzuerhalten, benötigen die Praxen zeitnah zusätzliches Schutzmaterial, auf das wir händeringend warten“, teilte ein Sprecher der KV Nordrhein der taz mit.

KBV-Chef Gassen wies auf die Bedeutung der Arztpraxen für die Bewältigung der ­Pandemie hin: „Niedergelassene Arztpraxen sind der Damm der Versorgung. Bricht dieser Damm, werden die Krankenhäuser maßlos überfordert sein.“

Die Arztpraxen sind derzeit besonderen Herausforderungen ausgesetzt: Zu den drei Millionen Patienten, die laut KBV täglich in der Regelversorgung behandelt werden, kommen nun viele potenzielle Corona-Infizierte hinzu. Einzelne Praxen müssen wegen Quarantänemaßnahmen schließen. Zudem kommt es aufgrund von Krankheit oder Kinderbetreuung zunehmend zu Personalknappheit.

Nur im Notfall zum Arzt

KBV-Vize Stephan Hofmeister appellierte daher an das Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung: Auf nicht dringend notwendige Arztbesuche sollte möglichst verzichtet werden. Auch die kassenärztliche Notdienst-Hotline, die alleine am Montag 170.000-mal angerufen worden sei, müsse für akut Erkrankte frei gehalten werden. Zudem bittet Hofmeister um Verständnis dafür, dass es nicht genügend Kapazitäten gebe, um alle Menschen einem Coronatest zu unterziehen.

Dennoch könne man nun „vorsichtig Entwarnung geben“, stellte Gassen mit Blick auf die Atemmaskenlieferung fest. Auch die Versorgung mit Desinfektionsmittel könne sichergestellt werden. Apotheken hätten ausreichende Kapazitäten, um Desinfektionsmittel herzustellen, so der KBV-Vorsitzende. Wenn es derzeit zu Engpässen kommen sollte, so liege dies an vorübergehenden logistischen Pro­ble­men in den neuen Lieferketten.

Der Bedarf an Masken, Schutzbrillen, Einmalanzügen und Desinfektionsmitteln werde in Zukunft weiterhin hoch bleiben, stellen die KBV-Vertreter klar. Es sei davon auszugehen, dass der zentrale Krisenstab weitere Bestellungen in Auftrag geben werde. „Hierbei handelt es sich vermutlich um einen Marathon“, so Hofmeister.

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