Google Street View in Deutschland: Großstädte sind online, Fehler auch

Google hat wie angekündigt am Donnerstag seinen Bilderdienst "Street View" für 20 deutsche Großstädte gestartet. Die Panorama-Ansichten gibt es jetzt auch für Berlin, München oder Hamburg.

Nichts verpixelt und auch sonst alles glasklar: die Taz in Berlin. Bild: screetsthot street view

HAMBURG dapd/dpa/taz | Google hat in der Nacht zu Donnerstag in seinem umstrittenen Straßenbilderdienst Street View die Straßenzüge von 20 deutschen Großstädten online gestellt. Angesehen werden können Panorama-Ansichten von Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal.

Anfang November hatte Google die ersten Panoramabilder der Gemeinde Oberstaufen im Allgäu sowie einiger Sehenswürdigkeiten Deutschlands und Bundesligastadien freigeschaltet. Street View ist eine Funktion des Kartendienstes Google Maps, bei der Straßen, Plätze und Sehenswürdigkeiten in einer 360-Grad-Ansicht gezeigt werden. Die Orte wurden mit einem "Street View-Auto" Bild für Bild aufgenommen. Anschließend wurden sie zu einem Panoramafoto zusammengesetzt - es handelt sich also nicht um Live-Bilder, die im Internet abgerufen werden können.

Mai 2007: Google startet Street View als Ergänzung seines Kartenangebots Maps zunächst nur in den USA.

Juni 2008: Erste Gespräch zwischen Google und dem Hamburgischen Datenschutzbeauftragten über Street View für Deutschland.

Juli 2008: Mit der Tour de France kommen erstmals Street-View-Bilder aus Europa ins Internet. Im Herbst umfasst der Dienst Städte aus Frankreich, Italien und Spanien.

August 2008: Erste Street-View-Kamerawagen fahren durch Deutschland.

April 2009: Google und der Hamburgische Datenschutzbeauftragte vereinbaren, dass Mieter und Hausbesitzer beantragen können, ihre Häuser unkenntlich zu machen.

Februar 2010: Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) wirft Google eine "millionenfache Verletzung der Privatsphäre" vor.

März 2010: Google macht Werbung für Street View .

Mai 2010: Street-View-Kamerawagen haben bei ihren Fahrten "Bruchstücke" von Informationen aus unverschlüsselten Wlan-Netzen gespeichert haben. Google spricht von einem technischen Versehen.

August 2010: Google kündigt den Start des Dienstes für die 20 größten Städte bis Jahresende an. Der Widerspruch gegen die Abbildung eines Wohnhauses kann online eingereicht werden. Diesen Weg wählen zwei Drittel der Antragsteller.

Oktober 2010: Google gibt bekannt, dass in den 20 deutschen Städten gut 244.000 Haushalte verlangt haben, ihre Wohnhäuser unkenntlich zu machen.

November 2010: Google gibt einen Vorgeschmack auf Street View mit Bildern von Sehenswürdigkeiten aus fünf Städten und der Gemeinde Oberstaufen im Allgäu. Dabei fällt auf, dass einige Gebäude zumindest beim Abruf über Mobilgeräte nicht ordentlich unkenntlich gemacht wurden.

Gegen den Dienst hatten rund eine Viertelmillion Bundesbürger Widerspruch eingelegt, weil sie ihre Häuser nicht abgebildet sehen wollen. Google hat dabei in Deutschland nach eigenen Angaben so viele Zugeständnisse gemacht wie in keinem anderen Land. Dazu zähle die Möglichkeit, schon vorab das Löschen eines Wohnhauses in den Straßenansichten beantragen zu können, sagte Europachef Philipp Schindler am Donnerstag bei der Vorstellung des Dienstes in Hamburg. Google hat Street View nach einer langen politischen Diskussion für die 20 größten deutschen Städte gestartet.

Allein zum Bearbeiten der mehr als 244.000 Anträge, ein Wohnhaus unkenntlich zu machen, habe Google mehr als 200 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, sagte Schindler. Der große Aufwand sei es dem Konzern aber wert: "Wir wissen, dass Street View ein extrem nützliches Produkt ist." Anfang November gab es bereits eine erste Panne: Von Google ins Netz gestellte Bilder waren zwar auf dem Computerbildschirm verpixelt. Auf dem iPhone allerdings nicht.

Neue Fehler in Street View will nun das Medienportal Meedia.de gefunden haben: Die Verpixelung sei fehlerhaft und lasse sich einfach im Browser aushebeln. So seien bei ersten Tests Häuser verpixelt, wenn man direkt vor Ihnen stehe. Bewege man sich nur wenige Meter mit den Pfeiltasten zurück, seien die Häuser völlig unverpixelt zu sehen. Meedia.de konnte die Tests in unterschiedlichen Straßen in der Hamburger Innenstadt wiederholen. Immer mit dem gleichen Effekt.

Google erklärte Meedia.de, wie es zu dem Bug kam: Street-View-Mitarbeiter verpixeln Häuser frontal, links und rechts. T-Kreuzungen stellen allerdings eine Besonderheit dar. So hab man dort versäumt, auch bei einem "digitalen Schritt zurück" den Pinsel anzusetzen. Google versicherte, mit Nachdruck das Problem zu beseitigen.

Wenn übrigens auch nur ein Mieter eines Mehrfamilienhauses eine Verpixelung verlangt, sieht die rechtliche Situation vor, dass das ganze Gebäude auf Street View unscharf dargestellt werden muss.Mit dem Problem kämpft auch das Google-Büro in München. Das ganze Haus ist verpixelt.

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