Greenpeace Hamburg übers Fliegen: „Drei mal pro Monat Amsterdam“

Ein NGO-Programmdirektor, der zum Arbeitsplatz mit dem Flugzeug pendelt? Fünf Fragen an Patric Salize.

Immen gen Himmel? Greenpeaceplakat auf Statue in Spanien. Bild: ap

zeo2: Nur die Stiftung Warentest genießt bei den Deutschen mehr Vertrauen als Greenpeace. Wie stark ist dieses Vertrauen erschüttert?

Patric Salize: Das kann ich noch nicht sagen. Wir haben aber versucht, so schnell wie möglich offen zu legen, welche Schwierigkeiten wir intern haben. Natürlich ist das ein Imageschaden, wie groß dieser sein wird, müssen wir abwarten.

Welche Schwierigkeiten sind das?

Der Verlust von 3,8 Milionen Euro bei Greenpeace international ist öffentlich geworden, bevor wir es selber publik machen konnten: da hat ein Kollege eigenmächtig Verträge abgeschlossen, um Währungsschwankungen abzusichern. Das ist zuvor in dieser Form nicht gemacht worden, und Greenpeace hat sicher gestellt, dass das auch nicht wieder gemacht wird.

Diagram: zeo2

Und unser internationaler Programmdirektor ist über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren zwei bis drei mal pro Monat* zwischen seinem Arbeitsplatz in Amsterdam und seiner Familie in Luxemburg geflogen. Er ist zu Greenpeace mit der klaren Aussage gekommen, dass er seine Familie nicht zu lange alleine lassen kann. Darum war das für einen nicht genau festgelegten Übergangszeitraum auch so geplant. Natürlich sind zwei Jahre aber deutlich zu lang.

Wie reagieren die Förderer in Deutschland?

2.421 Förderer haben mit der Begründung „Finanzverlust“ oder „Flüge“ gekündigt. Dazu kommen in dem Zeitraum vom 16. Juni bis 18. August 4.146 Austritte ohne Nennung eines Grundes. In einem vergleichbaren Zeitraum liegt diese Zahl sonst bei 3.300. Die Austritte haben sich in dem Zeitraum also etwa verdoppelt.

Andere Umweltverbände fliegen auch. Sind die Erwartungen der Unterstützer zu hoch?

Nein, das denke ich nicht. Aber: Wir müssen zu internationalen Konferenzen fliegen, wenn wir Druck auf Staatschefs ausüben wollen. Und wir schicken Leute nach Fukushima, um Teams für Messungen auszubilden. Dafür gibt es bei den Förderern auch Verständnis.

Was hat Greenpeace jetzt konkret geändert?

Der Programmdirektor nimmt jetzt den Zug und hat sich öffentlich entschuldigt. Zudem versuchen wir natürlich ständig, unseren Co2-Ausstoß zu verringern. Jeder Mitarbeiter der zu einer internationalen Konferenz fliegt oder in ein Waldcamp nach Indonesien reist, überlegt sich mehrfach, ob er wirklich dort hin muss. Auch, da man sich jede Reise genehmigen lassen und gut begründen muss.

Patric Salize ist Sprecher von Greenpeace Deutschland. Der Artikel ist erschienen in der Ausgabe zeo2 4/2014. Den Artikel können Sie gerne auf unserer Facebook-Seite diskutieren.

* Anmerkung der Redaktion: In einerer früheren Version sagte Salize, der Programmdirektor sei drei Mal im Monat geflogen. Das hat Greenpeace nun berichtigt.