Demo gegen israelische Touristen: Landgang dank Tränengas
In Griechenland protestieren propalästinensische Gruppen wieder gegen das Anlanden des Kreuzfahrtschiffes „Crown Iris“. Die Passagiere sind Israelis.

Immerhin kamen die israelischen Kreuzfahrer zu ihrem Landgang. Und dies, obgleich sich mehrere Hundert Demonstranten vor der geplanten Ankunft der „Crown Iris“ im Hafengelände von Agios Nikolaos eingefunden hatten, um gegen das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen zu protestieren. Dazu hatten linke Parteien, Gruppierungen und Bürgervereinigungen aus ganz Kreta aufgerufen.
Sie skandierten Parolen, warfen Israel auf Transparenten einen Völkermord in Palästina vor, es waren „Free, Free Palestine!“-Rufe zu hören. Eine riesige Palästinaflagge wurde an der Hafenmauer ausgerollt. Hör- und sichtbar sollte die unmissverständliche Botschaft an die Israelis sein: „Ihr seid hier nicht willkommen!“
Bereits früh eingetroffene Spezialeinheiten der Polizei (MAT) gingen gegen die Protestler vor. Die MAT-Kräfte setzten dabei Tränengas ein und traktierten die Demo-Teilnehmer mit Schlägen. Mehrere Personen wurden festgenommen.
Protest soll Rassismus sein
Das gleiche Bild bot sich dem Beobachter tags zuvor im Hafen von Rhodos. 14 Personen wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen. 8 Personen wurden mutmaßlich wegen der Anwendung von Gewalt gegen Beamte und dem Verstoß gegen das griechische Antirassismusgesetz verhaftet.
Begrüßt wurden die 650 Passagiere der „Crown Iris“ auf dem Hafengelände in Rhodos von Vertretern der örtlichen Behörden, die ihnen traditionelle Süßigkeiten und Leckereien anboten.
Nach Angaben lokaler Medien nahmen an dem Empfang unter anderem der Bürgermeister von Rhodos, Alexandros Koliadis, sowie der Präsident des Händlerverbandes der Dodekanes-Inselgruppe (zu der die Insel Rhodos gehört), Yannis Klouvas, teil. Ein Video in den sozialen Medien zeigt singende israelische Kreuzfahrer, die in Rhodos von Bord gehen und eine große Flagge ihres Landes entrollen.
Dies war am Dienstag voriger Woche noch anders. Mehrere Hundert propalästinensische Demonstranten hatten auf der griechischen Kykladeninsel Syros erfolgreich verhindert, dass etwa 1.600 israelische Touristen von der „Crown Iris“ für einen sechsstündigen Besuch im Hafen des Hauptortes Ermoupolis aussteigen konnten.
Umleitung nach Zypern
Der Betreiber Mano Maritime beschloss daher, den Landgang auf Syros komplett abzusagen und das Schiff stattdessen nach Limassol auf Zypern umzuleiten.
Die Regierung in Athen verurteilte den Vorfall auf Syros. Unmittelbar danach kündigte sie an, dass fortan rechtlich gegen propalästinensische Protestler, die israelische Kreuzfahrer an Landgängen in griechischen Urlaubszielen hindern wollen, vorgegangen werde. Wegen des Verstoßes gegen die griechische Gesetzgebung zur Bekämpfung des Rassismus, wie anschließend in Rhodos und Kreta geschehen. Das Spießrutenlaufen für die Passagiere der „Crown Iris“ in Griechenland geht jedenfalls weiter.
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