Griechenland ohne Trainer: "König Otto" dankt ab

Nach neun Jahren endet erwartungsgemäß die Ära von Otto Rehhagel als Nationaltrainer Griechenlands. Zwei Tage nach dem Vorrunden-Aus bei der WM verkündete er seinen Rückzug.

Rehhagels Karierre endete nicht unerwartet: "Der Kreis schließt sich heute". Bild: reuters

ATHEN/DURBAN dpa | "König Otto" dankt nach neun Jahren als griechischer Fußball-Nationaltrainer ab. Bereits nach dem Vorrunden- Aus der Hellenen bei der WM in Südafrika hat sich Otto Rehhagel von seinem Team verabschiedet und dem Präsidenten des griechischen Fußball-Verbandes (EPO), Sofoklis Pilavios, seinen Rückzug mitgeteilt. "Es waren neun herrliche Jahre, doch alles Schöne hat mal ein Ende. Der Kreis schließt sich heute und ich freue mich, mit euch so viel erreicht zu haben", zitierte die Online-Ausgabe des Fachmagazins "kicker" den 71-Jährigen am Donnerstag.

Pilavios bestätigte am Nachmittag nach der Ankunft der Mannschaft am Flughafen in Athen das Ende der "Ottokratie". "Das Letzte, was Rehhagel mir gesagt hat, ist, dass es am besten wäre, dass wir getrennte Wege gehen", sagte der 45 Jahre alte EPO-Chef. Ein Nachfolger stehe aber noch nicht fest.

Ehefrau Beate mochte das Ende der Ära Rehhagel in Griechenland zunächst nicht kommentieren. "Wenn es schon überall steht... Aber es ist seine Privatsache und ich will dazu nichts weiter sagen", meinte sie auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Sie hält sich derzeit daheim in Essen auf und hat eigentlich auch nicht vor, nach Südafrika zu reisen, wo sich ihr Mann weiter aufhält. "Aber wenn er noch zwei Wochen da bleiben will, überlege ich es mir vielleicht noch. Ich muss erst mit ihm sprechen."

Rehhagels Aus - ob freiwillig oder auf sanften Druck - kam nicht unerwartet. Schon seit Tagen wurde darüber spekuliert. Beim 0:2 gegen Südkorea zum Auftakt enttäuschte das Team total und erntete harsche Kritik. "Herr Otto, es wird Zeit abzutreten", forderte "Goalnews". Auch wenn seine Elf im zweiten Gruppenspiel mit dem 2:1 über Nigeria Griechenlands ersten Sieg der WM-Historie feierte, mit dem 0:2 gegen Argentinien war das Aus besiegelt. Danach hatte der Coach Kommentare zu seiner Zukunft noch abgelehnt: "Das ist meine Privatsache." Der Rückzug seines langjährigen Wegbegleiters und Dolmetschers Ioannis Topalidis galt jedoch als Indiz für Rehhagels Abtritt.

Der einstige Bundesliga-Trainer Rehhagel, der mit Werder Bremen (1998/1993) und Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern (1998) deutscher Meister wurde, begann seine Mission bei den Südeuropäern im September 2001. Bei der Europameisterschaft 2004 führte der Verfechter der "kontrollierten Defensive" die Hellenen sensationell zum Titelgewinn. Unvergessen ist das 1:0-Siegtor von Angelos Charisteas im Finale gegen den Gastgeber Portugal. Bei der Rückkehr nach Athen bereiteten Tausende von Fans "Rehhakles" und dem Team einen triumphalen Empfang. Später wurde der Trainer zum "Bürger der Stadt Athen" ernannt.

Die Zeit nach dem EM-Triumph verlief weniger erfolgreich. Nach dem Verpassen der WM 2006 und dem blamablen Vorrunden-Aus bei der EM 2008 stand Rehhagel vor der Demission. "Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran", sagte er damals. Mit der Qualifikation für die WM in Südafrika ließ der gebürtige Essener aber noch einmal aufhorchen. Insgesamt saß "König Otto" 106 Mal auf der Trainerbank der Griechen und fuhr mit ihnen 53 Siege ein (23 Unentschieden, 30 Niederlagen). Trotz der beachtlichen Erfolgsquote stand der Trainer-Routinier wegen seiner Defensiv-Taktik und der antiquierten Spielweise des Teams oft in der Kritik. Zudem führte er eine Dauerfehde mit den Medien.

Gleichwohl stärkte der Verband dem "besten Nationaltrainer aller Zeiten" lange den Rücken. Als Favorit für Rehhagels Nachfolge gilt nun der Portugiese Fernando Santos, der bis Mai beim Erstligisten PAOK Saloniki tätig war. Pilavios möchte nach der "sensationell erfolgreiche gemeinsame Zeit" mit Rehhagel den Nachfolger in den nächsten Tagen präsentieren. "Er steht in unseren Planungen schon fest", sagte der 45-Jährige. Und "König Otto" soll einen gebührenden Abschied erhalten. "Eigentlich müssten wir ihm eine Statue erbauen", sagte Pilavios pathetisch. Doch als "Denkmal" oder Ruheständler fühlt sich Rehhagel nicht, will noch weiterarbeiten: "Ich bin mit dem Fußball geboren und will mit dem Fußball sterben."

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