Griechenlands Außenhandel in Gefahr: Hochriskante Geschäfte

Die Exportversicherung Euler Hermes bietet keine Ausfuhrgarantie mehr für Griechenland an. Die Bundesregierung schnürt ein Rettungspaket.

Für Exporte nach Griechenland gibt die Bundesregierung Garantien. Bild: dpa

HAMBURG taz | Die führenden europäischen Exportversicherer ziehen schon vor der Parlamentswahl am 17. Juni die Notbremse: Sowohl die deutsche Euler Hermes AG als auch die französische Coface wollen keine Ausfuhren nach Griechenland mehr versichern. Damit die deutsche Exportwirtschaft nicht leiden muss, springt die Bundesregierung als Retter ein.

Noch bis vor Kurzem hatte die in Hamburg ansässige Euler Hermes für das kriselnde Hellas optimistisch in die Zukunft geschaut. Nun die Kehrtwende: „Exporte nach Griechenland sind aufgrund der jüngsten wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten deutlich risikoreicher geworden“, sagte ein Sprecher von Euler Hermes.

Obwohl der Griechenlandanteil am Umsatz der Allianz-Tochter deutlich unter 1 Prozent gerutscht ist, werde man bis auf Weiteres keine neuen Warenlieferungen nach Griechenland decken.

Den Umschwung brachte die Wahl im April, in der sich euro-kritische Parteien durchsetzten. Geschäfte mit griechischen Firmen gelten seither als „hochriskant“. Damit steht das Euroland auf einer Stufe mit Pleitestaat Island und EM-Gastgeber Ukraine.

Andere Warenkreditversicherer waren schon früher in Deckung gegangen. Die Pariser Coface hatte im Herbst damit begonnen, ihr Geschäft zurückzufahren.

Die griechische Notenbank warnte am Dienstag vor einer Lockerung der Spar- und Reformbemühungen.

Ein Ausschluss aus der Eurozone könnte einen „Sturz des Lebensstandards der Griechen um 55 Prozent“ verursachen.

Von heute knapp 22 Prozent drohe die Arbeitslosigkeit dann auf 34 Prozent zu klettern. Zudem könnte die Inflation mit der Einführung einer neuen Währung 30 Prozent erreichen. Vor allem Importwaren wie Medikamente und Treibstoff würden für viele Bürger unerschwinglich. (dpa)

„Wir haben unsere Kunden informiert, dass Griechenland vor unüberwindbaren Schwierigkeiten steht“, heißt es bei Coface.

Auch die niederländische Atradius warnt vor Unternehmen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten.

In ruhigen Zeiten werden nahezu alle Warengeschäfte über einen privaten Kreditversicherer wie Euler Hermes gegen den Zahlungsausfall des Käufers abgesichert.

Waren im Wert von nur noch 5,1 Milliarden Euro wurden 2011 aus Deutschland nach Griechenland geliefert – in der Eurokrise rutschte Hellas auf Rang 38 der deutschen Exportabnehmer ab. Betroffen von einem Aus wären vor allem die Maschinenbau- und Automobilindustrie.

Doch so weit kommt es nicht: Die Bundesregierung springt rettend ein. Seit 1997 waren Exporte in EU-Mitgliedstaaten allein den privaten Kreditversicherern vorbehalten, da die Risiken als „marktfähig“ galten.

Ab sofort können deutsche Exporteure jedoch alle Griechenlandgeschäfte mit Zahlungszielen von bis zu zwei Jahren durch eine staatliche „Hermesbürgschaft“ absichern. Ähnliche Regelungen treffen andere EU-Länder. Die EU-Kommission hat den öffentlichen Rettungspaketen bereits zugestimmt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.