Grönemeyer über das „Ö“: „Herbert ist noch schlimmer“

Das Ö verleiht der deutschen Sprache etwas Fröhliches, was sie sonst nicht hat, sagt der Mann, mit dem das Ö in die deutsche Popmusik kam.

„Das Ö ist die Chili-Schote in meinem Namen“: Grönemeyer auf dem Konzert gegen Pegida im Januar 2015 in Dresden. Bild: dpa

taz: Herr Grönemeyer, mit Ihnen kam das Ö in den deutschen Pop. Sie haben Ihr sechstes Album von 1988 „Ö“ genannt. Was soll das?

Herbert Grönemeyer: Das ist aus einer Karikatur entstanden. Ein befreundeter Grafiker hat mich da gezeichnet. Früher hatte ich so lange Haare mit einer Strähne an der Seite. Viele fanden, dass das total bescheuert aussah, aber die Karikatur war lustig. Und dann haben wir diese Grafik überall plakatiert, ohne dass da draufstand, dass es ein Album geben wird, was so heißen wird. Das wusste damals keiner.

Haben Sie ein gutes Verhältnis zum Ö?

Ein sehr gutes sogar. Ich finde es sehr lustig. Es sieht aus wie ein Osterhase und hat was Tänzerisches.

Der Künstler: Herbert Grönemeyer wurde 1956 in Göttingen geboren und wuchs in Bochum auf, wo er 1976 zum Musikalischen Leiter des Schauspielhauses wurde. Sein Album „Mensch" (2002) ist mit 3,7 Millionen verkauften Exemplaren das meistverkaufte Album in der deutschen Musikgeschichte. Grönemeyer spielte 2007 bei den Protesten gegen den //www.youtube.com/watch?v=-IERMGZuLM4:G8-Gipfel in Heiligendamm und im Januar 2015 in Dresden auf einem Konzert gegen Pegida.

Das Album: „Ö“ erschien 1988 als Grönemeyers sechstes Album, u.a. mit dem Stück //www.youtube.com/watch?v=6tFoIu9nhYQ:„Was soll das?“ Grönemeyer mache „Ruhrpott-Pop auf dem gefährlichen Kommerz-Grat zwischen Liedermacher und Rock'n Roller“, schrieb die taz.

Warum haben Sie Ihren Ö-Namen nicht gegen einen Künstlernamen ohne Ö eingetauscht?

Gute Frage. Als ich mit 17 meinen ersten Plattenvertrag bekam, sagten die zu mir, ich solle den Namen ändern. Ich fand aber Herbert viel schlimmer als Grönemeyer. Immer wenn andere sich mir als Herbert vorstellten, dachte ich: Iiiih, was ein blöder Name. Und dann erst hab ich mich daran erinnert, dass ich ja selber so heiße. Ich hätte mich vielleicht besser Arthur Wiglev Clamor nennen sollen. Aber das wäre nicht so lustig gewesen.

Haben Sie außerhalb Deutschlands Probleme mit Ihrem Ö-Namen?

Ja, in den USA schreiben die den immer mit oe. Ich auch, wenn ich da bin. Aber der Name mit den Punkten über dem Rest hatte für mich immer etwas Spaßiges. Ansonsten gibt es bei mir ja nur dieses E. Lauter Es, vorne und hinten. Der einzige Vokal, der die Es unterbricht, ist das Ö. Das Ö ist die Chili-Schote in meinem Namen.

Die US-amerikanische Hardrockband Blue Öyster Cult gilt als erste Band mit Ö im Namen. Angeblich sollten damit die wagnerianischen Aspekte ihrer Musik betont werden, also eher nicht so Spaßiges. Haben die da was falsch verstanden?

Ich kenne die Band, aber wie die zu ihrem Ö stehen, weiß ich nicht. Umlaute haben aber doch wirklich etwas Fröhliches, Heiteres. Sie sind markant und geben der deutschen Sprache eine Freude, die sie sonst ja nicht hat, weil sie eher hart ist.

Finden Sie Gedöns auch lustig?

Ich liebe Gedöns. Das erinnert mich an Chaos und Unordnung, und aus Unordnung entsteht die Schönheit des Lebens. Ich bin auch ein Chaot. Bei mir zu Hause hab ich lauter Gedöns rumliegen. „Gedöns“ wäre übrigens auch ein schöner Plattentitel. Sollte es so kommen, können Sie später sagen, das hat der von der taz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.