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Grüne InvestitionenDer Weltmarkt könnte sich bis 2045 vervierfachen

Die staatliche Förderbank KfW warnt in einer Studie vor einem Rollback beim Klimaschutz. Rückschritte seien letztlich schlecht für die Wirtschaft.

Eine Solaranlage der Uni Ludwigsburg: Die Förderung von Forschung in grüne Technologien soll Deutschland wettbewerbsfähig halten Foto: Christoph Schmidt/dpa

Der Klimaschutz ist nicht nur ein Kostenfaktor für die heimischen Unternehmen. Im Gegenteil: Er bietet vor allem auch Chancen, um Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die die staatliche Förderbank KfW zusammen mit den Wirtschaftsprüfern von Deloitte am Montag im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Brasilien veröffentlichte. Demnach könnte sich der globale Markt für grüne Technologien bis 2045 vervierfachen.

Wie sehr Klimaschutz und die damit einhergehende Energiewende hierzulande vor allem noch als Belastung wahrgenommen wird, zeigt eine andere, ebenfalls am Montag veröffentlichte Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Die Energiewende verteuert nicht nur Energie, sondern führt zu Kostensteigerungen in der gesamten Wirtschaft“, warnt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.

Letztlich, so hebt die KfW in ihrer Studie hervor, überwiegen jedoch die wirtschaftlichen Vorteile von klimaschützenden Investitionen. So haben sich klimabedingte Schäden weltweit in den vergangenen fünf Jahren auf mehr als eine Billion US-Dollar summiert. „Kurz vor der UN-Klimakonferenz ist es wichtig, die wirtschaftlichen Chancen von sauberen Technologien zu betonen“, sagte KfW-Chef Stefan Wintels. Die Integration von Nachhaltigkeit stärke die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, reduziere Risiken und schaffe langfristig Werte.

So betrachten nicht nur 66 Prozent der hiesigen Unternehmen die Senkung der Energiekosten als ein Hauptmotiv für klimabezogene Investitionen. Mit einem globalen Volumen von rund zwei Billionen US-Dollar sind Investitionen in saubere Energie ein inzwischen doppelt so großer Markt wie Investitionen in fossile Energie. Und deutsche Firmen haben dort trotz wachsender Konkurrenz aus Fernost noch eine relativ gute Position: Ihr Marktanteil an grüner Technologie beträgt im Welthandel derzeit 13 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlands Anteil an allen globalen Exporten liegt bei gut sieben Prozent.

Neun Prozent der Wertschöpfung

Auch binnenwirtschaftlich ist die Bedeutung grüner Technologien, zu der die KfW etwa die Erneuerbaren-Branche und Kreislaufwirtschaft zählt, nicht zu unterschätzen. Ihr Anteil an der jährlichen Bruttowertschöpfung beträgt neun Prozent, 7,5 Prozent aller Jobs im Land hängen an ihnen. Damit diese Chancen genutzt werden können und die Situation nicht ins Negative kippt, ist aber die Politik gefragt – etwa mit der Förderung von Forschung und Investitionen sowie der Schaffung kohärenter, stabiler und zukunftsorientierter Rahmenbedingungen.

Momentan macht die Bundesregierung jedoch das Gegenteil. Sie versucht, auf EU-Ebene eine Rücknahme des Verbrenner-Aus ab 2035 durchzusetzen. Rückendeckung dafür bekam sie jüngst von den Regierungen der Bundesländer, die sich für eine Rücknahme ausgesprochen haben. Dabei können sich solche politischen Rollbacks und regulatorischen Unsicherheiten „erheblich auf grüne Investitionen auswirken, indem sie die Volatilität und die Risikowahrnehmung erhöht und so Investitionen in grüne Technologien und Projekte im Bereich erneuerbare Energien abschreckt“, wie die KfW in ihrer Studie warnt.

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2 Kommentare

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  • Ich kann mich noch an eine Diskussion zum Thema Energiewende, hier im Forum erinnern, vlt so 6 Jahre her, in der viele Kommentatoren zu dem Schluss kamen, daß PV doch viel zu teuer- und hier zu Lande doch eh keine echte Alternative wäre.







    Nun es hat nicht allzu lange gedauert, bis die Realität die Skeptiker auf eindrucksvolle Weise widerlegt hat. PV breitet sich mittlerweile auf geradezu exponentielle Weise über den gesamten Planeten aus..und ist zu recht einer der ganz großen Hoffnungsträger.



    Und ähnliches passiert gerade im Bereich der Speichertechnologien..auch hier hat China die Nase vorn. Aber damit nicht genug: auch bei vollelektrischen Autos und Wärmepumpen vollzieht sich die gleiche Dynamik.







    Fr. Reiche und der sog. konservative Teil der Bundesregierung werden sich noch gründlich wundern, wenn ihre völlig überdimensionierten Pläne für neue Gaskraftwerke zu Investionsruinen werden, die dt Autoindustrie immer mehr den Anschluss verliert und D-Land, gemessen an den Chancen, einen gigantischen Billionenschaden zu verkraften haben wird.







    Aber im fossilen Damals war eben alles besser..und wer et nich in Kop hat, der macht halt Bürgergeldempfänger und Migranten verantwortlich.

  • Eine wichtige Perspektive! Diese wirtschaftliche Kalkulation sollten sich unsere regierenden ach-so-ideologiefernen Bremsetreter mal ausführlich durch den Kopf gehen lassen.

    Man schaue sich nur die astronomischen Investitionen in Elektrifizierung und erneuerbare Energien an, die momentan in China getätigt werden. Schnell wird klar: die Energiewende ist nicht mehr zu stoppen. Erneuerbarer Strom, Batteriespeicher, Wärmepumpen und andere grüne Technologien werden schon bald alte, fossil-basierte Technologien verdrängen. Die Frage, die sich noch stellt ist: Lassen wir uns in Deutschland, in Europa abhängen? Oder bleiben wir am Ball, bleiben wettbewerbsfähig und unabhängig(er)?

    Deutschland ist in der Energiewende relativ weit - das ist ein Standortvorteil, der aber leicht zu verspielen ist. Wir haben früh in grüne Technologien investiert, was auch Kosten verursacht hat, und weiterhin verursacht. Wenn wir ehrgeizig bleiben, werden sich diese Investitionen auszahlen, das zeigen alle Prognosen. Der von Altmaier und co. abgewürgte Solarboom zeigt aber: ein Selbstläufer ist das absolut nicht. Viel zu verlieren, viel zu gewinnen!