Grüne Investitionen: Der Weltmarkt könnte sich bis 2045 vervierfachen
Die staatliche Förderbank KfW warnt in einer Studie vor einem Rollback beim Klimaschutz. Rückschritte seien letztlich schlecht für die Wirtschaft.
Der Klimaschutz ist nicht nur ein Kostenfaktor für die heimischen Unternehmen. Im Gegenteil: Er bietet vor allem auch Chancen, um Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die die staatliche Förderbank KfW zusammen mit den Wirtschaftsprüfern von Deloitte am Montag im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Brasilien veröffentlichte. Demnach könnte sich der globale Markt für grüne Technologien bis 2045 vervierfachen.
Wie sehr Klimaschutz und die damit einhergehende Energiewende hierzulande vor allem noch als Belastung wahrgenommen wird, zeigt eine andere, ebenfalls am Montag veröffentlichte Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Die Energiewende verteuert nicht nur Energie, sondern führt zu Kostensteigerungen in der gesamten Wirtschaft“, warnt der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.
Letztlich, so hebt die KfW in ihrer Studie hervor, überwiegen jedoch die wirtschaftlichen Vorteile von klimaschützenden Investitionen. So haben sich klimabedingte Schäden weltweit in den vergangenen fünf Jahren auf mehr als eine Billion US-Dollar summiert. „Kurz vor der UN-Klimakonferenz ist es wichtig, die wirtschaftlichen Chancen von sauberen Technologien zu betonen“, sagte KfW-Chef Stefan Wintels. Die Integration von Nachhaltigkeit stärke die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen, reduziere Risiken und schaffe langfristig Werte.
So betrachten nicht nur 66 Prozent der hiesigen Unternehmen die Senkung der Energiekosten als ein Hauptmotiv für klimabezogene Investitionen. Mit einem globalen Volumen von rund zwei Billionen US-Dollar sind Investitionen in saubere Energie ein inzwischen doppelt so großer Markt wie Investitionen in fossile Energie. Und deutsche Firmen haben dort trotz wachsender Konkurrenz aus Fernost noch eine relativ gute Position: Ihr Marktanteil an grüner Technologie beträgt im Welthandel derzeit 13 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlands Anteil an allen globalen Exporten liegt bei gut sieben Prozent.
Neun Prozent der Wertschöpfung
Auch binnenwirtschaftlich ist die Bedeutung grüner Technologien, zu der die KfW etwa die Erneuerbaren-Branche und Kreislaufwirtschaft zählt, nicht zu unterschätzen. Ihr Anteil an der jährlichen Bruttowertschöpfung beträgt neun Prozent, 7,5 Prozent aller Jobs im Land hängen an ihnen. Damit diese Chancen genutzt werden können und die Situation nicht ins Negative kippt, ist aber die Politik gefragt – etwa mit der Förderung von Forschung und Investitionen sowie der Schaffung kohärenter, stabiler und zukunftsorientierter Rahmenbedingungen.
Momentan macht die Bundesregierung jedoch das Gegenteil. Sie versucht, auf EU-Ebene eine Rücknahme des Verbrenner-Aus ab 2035 durchzusetzen. Rückendeckung dafür bekam sie jüngst von den Regierungen der Bundesländer, die sich für eine Rücknahme ausgesprochen haben. Dabei können sich solche politischen Rollbacks und regulatorischen Unsicherheiten „erheblich auf grüne Investitionen auswirken, indem sie die Volatilität und die Risikowahrnehmung erhöht und so Investitionen in grüne Technologien und Projekte im Bereich erneuerbare Energien abschreckt“, wie die KfW in ihrer Studie warnt.
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