Gruppe A: Uruguay – Saudi-Arabien: Ein müder Kick reicht den Urus

Die Grünen Falken können sich nach dem 0:5 gegen Russland rehabilitieren. Uruguay hingegen spielt gegen Saudi-Arabien Ergebnisfußball – und gewinnt.

ein jubelnder Fußballer vor dem Tor

Was will uns Luis Suarez mit seinem Torjubel nach dem 1:0 sagen? Foto: reuters

Die Voraussetzungen: Nach dem 3:1 von Gastgeber Russland gegen Ägypten am Dienstag kann Uruguay schon im zweiten Spiel gegen Saudi-Arabien alles klar machen. Bei einem Sieg geht es für La Celeste im dritten und letzten Match um den Gruppensieg. Dass der gelingt, dafür sprechen nicht nur Auftaktsieg (Uruguay) bzw. -niederlage (Saudi-Arabien), sondern auch die Weltrangliste (Platz 14 gegen Platz 67) und die Legionärsquote: Der himmelblaue Kader ist zu 93 Prozent in den großen Ligen der Welt verpflichtet, Suarez, Gimenez und Godin etwa verdienen dickes Geld in der Primera División. Die Saudis dagegen sind local player in der arabischen Liga und müssen schon Geld mitbringen, um bei spanischen Klubs überhaupt nur mittrainieren zu dürfen.

Die Sympathien sind ohnehin klar verteilt – auch mit Bad Boy Suarez, auch wenn Uruguay noch nie für schönen Fußball bekannt war und beim knappen Sieg gegen Ägypten nicht gerade geglänzt hat. Aber das Königreich? Ein Land, in dem Frauen darum kämpfen müssen, überhaupt ins Stadion zu dürfen, hat einfach keine Fan*­ge­sän­ge verdient.

Das Ergebnis: 1:0, Rostow am Don, Rostow-Arena

Das Spiel: Guter Fußball geht anders. Aber immerhin entschleunigt das Zugucken. Keine Spannung, keine Hektik, keine Aufregung. Die Himmelblauen sehen das genauso und überlassen Saudi-Arabien die Arbeit. Die Grünen Falken können kreuz und quer spielen, über zehn, zwölf Stationen bis nach vorne. Die Südamerikaner verlassen sich darauf, dass ihre Gegner die Chancen eh nicht zu Ende spielen können. Lässig, nachlässig, eigentlich schon fahrlässig. Entsprechend funktioniert das nur teilweise, vor allem Hatan Bahbir empfiehlt sich auf saudischer Seite für die internationale Beobachtung. Aber es gibt ja auch noch Fernando Muslera im Tor der Himmelblauen, der ansonsten bei Galatasaray Istanbul die Bude sauber hält und das hier auch tut.

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Und vorne Luis Suarez. Der ist in der 23. Minute da, als der neue saudische Torhüter Al-Owais einen Eckball unterspringt, und hält den Fuß hin. 1:0. Ergebnisfußball halt.

Die zweite Halbzeit verspricht nichts besseres und wird auch nicht besser: Saudi Arabien kann nicht mehr tun, Uruguay muss nicht. Schade, dass die Kamera nicht viel öfter ins Publikum zoomt. Wäre doch interessant, wieviele und was für Frauen zugucken – und was sie bei dem lahmen Gekicke für Gesichter machen.

Kommentar des Spiels: „Suarez muss einen Zahn zulegen.“ ARD-Fußballexperte Thomas Hitzlsperger

Zitat von der Tribüne: „Ich habe mich gefühlt wie Alice im Wunderland“: Sara aus Saudi-Arabien vor dem Anpfiff dazu, dass sie in Russland problemlos ins Stadion darf. Einen identifizierbaren Namen will sie aus Angst vor Verfolgung nicht nennen.

Pfeife des Spiels: Oliver Kahn. Torwarttrainer der Saudis.

Fragen des Spiels: Warum tragen eigentlich so viele Torhüter grüne Trikots? Hat wirklich keiner der Saudis ein Tattoo? Was für ein Spiel sehen die Fans der Celeste auf der Tribüne, dass sie so jubeln? Wann pfeift der Schiri endlich ab?

Und nun? Größte Überraschung: Russland ist im Achtelfinale. Uruguay auch. Und in Saudi-Arabien können sich die fortschrittlichen Kräfte nun wieder um andere gesellschaftlich relevante Themen kümmern als den Anschluss im Weltfußball zu suchen: Was ist es wert, wenn Frauen dort seit diesem Monat endlich selbst Autofahren dürfen, wenn die stärksten Streiterinnen dafür wegen angeblichem Terrorismusverdacht hinter Gittern sitzen?

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