Hacker gegen mexikanisches Drogenkartell: Eins zu null für Anonymous

Sie gelten als die brutalsten Killer Mexikos - doch auf Druck der Netzaktivisten von Anonymous hat die Drogenbande "Los Zetas" einen entführten Hacker nun frei gelassen.

Ohne Name, ohne Gesicht: die Internetgruppierung "Anonymous". Bild: Wikimedia Commons

In ihrem Cyberkrieg gegen ein mexikanisches Drogenkartell hat die Hacker-Bewegung offenbar einen Sieg errungen. "Wir bestätigen, dass unser Kollege freigelassen wurde", informierten die Netzaktivisten in den vergangenen Tagen. Die Mafia-Organisation "Los Zetas" habe ihm einen Brief mitgegeben, den man demnächst veröffentlichen werde. Über die Identität ihres Kollegen, der im Oktober entführt worden war, machten die "Anonymen" keine Angabe.

Um die Freilassung ihres Mitstreiters zu erreichen, hatten die Hacker den "Zetas" in einem auf YouTube veröffentlichten Video damit gedroht, Namen und Adressen von Mitgliedern der Mafia-Organisation zu veröffentlichen. Bis zum 5. November müssten die Zetas ihren Kollegen gehen lassen, erklärten die Aktivisten. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hackten sie vergangene Woche die Webseite eines mutmaßlich korrupten Juristen und outeten ihn als Zeta-Mitglied.

Das Kartell reagierte unbeeindruckt. Sollte Anonymous entsprechende Informationen preisgeben, werde man gegen die Familie des Entführten vorgehen und zudem pro veröffentlichtem Namen wahllos zehn Menschen erschießen – eine Drohung, die in Mexiko jeder ernst nimmt. Die Zetas gelten als die brutalsten Killer im "Drogenkrieg", unzählige Morde gehen auf ihr Konto.

Innerhalb der anonym agierenden Hacker-Bewegung wurde die "OpCartel" genannte Aktion heftig debattiert. Der Angriff auf die Zetas bringe Netzaktivisten in Gefahr, kritisierten Anonymous-Mitglieder auf der Bewegung zugerechneten Blogs und distanzierten sich. Schließlich hatten die Killer der Mafia erst wenige Wochen zuvor eine Bloggerin hingerichtet, die kritisch über die Zetas berichtet hatte. Andere hielten an "OpCartel" fest. "Wir wissen, dass wir unser Leben riskieren, aber wir ziehen es vor, aufrecht zu sterben als kniend zu leben," erklärten sie. In einem Brief an den Mafia-Chef stellten sie klar: "Ihr könnt Anonymous nicht als eine Weltidee, als einen globalen Geist stoppen, und Ihr könnt nicht auf ihn schießen und ihn nicht in Säure auflösen."

Nach der Freilassung ihres "Compañeros" haben die Hacker entschieden, auf die Veröffentlichung der Namen zu verzichten. Das hat in Mexiko weitere Kontroversen provoziert. Auf Anonymous nahestehenden Webseiten wird der Bewegung vorgeworfen, sie mache sich zu Komplizen der Zetas, wenn sie die Informationen nun nicht veröffentliche. Der Kommentator Jorge Zepeda kritisierte in der Tageszeitung El Universal die anonyme Struktur der Bewegung, die nicht nachvollziehen lasse, wer eigentlich hinter der Aktion stecke. Andere befürchten sogar eine Kooperation: Gab es eine Absprache zwischen der Mafia und den Hackern? Der Journalist Barret Brown, der sich öffentlich den "Anonymen" zuordnet, hat dagegen erklärt, am Kampf gegen die Zetas festzuhalten.

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