Halbfinale stellt Twitter-Rekord auf: „Stop praying to Me, Brazil“

Zum 7:1 zwischen Deutschland und Brasilien wurden weltweit über 35 Millionen Tweets abgesetzt. Beliebt sind vor allem humorvolle Randnotizen.

Hat auch mehr als nur eine Parodie abgekriegt. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Zahl ist kaum vorstellbar: 35,6 Millionen Tweets wurden während des Halbfinals zwischen Brasilien und der deutschen Fußballnationalmannschaft gepostet. 35,6 Millionen innerhalb eines einzigen Spiels. Zum Vergleich: Zur Winterolympiade in Sotschi gab es 40 Millionen Tweets – über die gesamten 17 Tage verteilt.

Es ist ein neuer Rekord auf Twitter. Noch nie wurde eine einzelne sportliche Begegnung so massiv diskutiert. Den Peak erreichte das Spiel in der 29. Minute, nachdem Sami Khedira den Brasilianern das fünfte Tor einschenkte: 580.166 Nachrichten pro Minute posteten Fans aus aller Welt.

Ein Fußballfan aus Porto twitterte noch während der zweiten Halbzeit seine bildkompositorische Interpretation des offiziellen WM-Logos. Und, keine Frage: Das Logo zeigt keinen stilisierten WM-Pokal. Es ist vielmehr das Konterfei der brasilianischen Fußballgemeinde. Tor um Tor entgleisen die Gesichtszüge, bis sich die Figur beim 5-0 endgültig die Hand vor das Gesicht hält. Aus Scham.

Das Debakel der brasilianischen Mannschaft wurde auf vielfache Weise karikiert. Selbstverständlich auch von einem gefakten Gottes-Account, TheTweetOfGod. Der Schöpfer höchstpersönlich wusste Brasilien nicht mehr zu helfen. Seine Worte: „Stop praying to Me, Brazil. Even I can't help you now. (Brasilien, hör auf, zu mir zu beten. Nicht einmal ich kann dir jetzt helfen.)“ Wenn himmlischer Beistand schon nicht mehr hilft, was dann?

„Todesstrafe durchgewunken“

Auch immer beliebt: Kleine Seitenhiebe in Richtung Politik. Es ist ja nichts Neues, dass im Bundestag besonders unpopuläre Beschlüsse dann gefasst werden, wenn das Volk gerade mit Fußball beschäftigt ist. Während der WM 2006 war es zum Beispiel die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Eine Berliner Bloggerin kommentierte den Halbzeitstand von 5-0 nun mit einer ziemlich pikanten Vermutung: „Ich wette im Bundestag haben sie gerade unbemerkt die Todesstrafe durchgewunken.“

Dabei beteiligen sich die Politiker selbst an den Diskussionen im Netz. Peter Altmeier ist schließlich nicht der einzige, der twittern kann. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zum Beispiel zeigte der Nationalmannschaft vor dem Spiel per Vine-Clip, wie man ein Halbfinale gewinnt. Wie er da am Kicker steht und lupenrein den Ball versenkt, das hat schon fußballerische Grandezza.

Aber , wenn sich im Netz Millionen von Menschen an einer Diskussion beteiligen, tummeln sich auch Deppen. Der malaysische Parlamentarier Bung Moktar Radin ist so einer. „WELL DONE..BRAVO...LONG LIVE HITLER...“ fällt ihm zum 7:1 der Deutschen ein. Er habe das ja nicht so gemeint, sagt er später. In dem Fall braucht es keine Torlinientechnik: Ein klares Eigentor.

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