Hamburg gegen Fluglärm: Schlafe sanft in Fuhlsbüttel

Volkspetition für strengeres nächtliches Flugverbot im Hamburger Airport eingereicht. Regierungsfraktionen SPD und Grüne zeigen Sympathie für den Vorstoß.

Flugzeug über Landebahn

Es dämmert schon: Trotz erhöhter Gebühren für verspätete Landungen ist am Hamburger Flughafen auch nachts noch Betrieb. Foto: Sven Hoppe/dpa

HAMBURG taz | Es soll leiser werden am Nachthimmel über Hamburg. Fast 15.000 Unterschriften unter einer Volkspetition für ein verschärftes Nachtflugverbot am Flughafen Fuhlsbüttel hat der Umweltverband BUND am Dienstag vor dem Hamburger Rathaus an die Bürgerschaftskanzlei überreicht. Diese prüft nun, ob darunter mindestens 10.000 gültige Unterschriften von in Hamburg wahlberechtigten Menschen sind. In diesem Fall muss das Parlament sich mit der Petition befassen.

Der BUND fordert eine konsequente Nachtruhe von 22 Uhr bis 6 Uhr an Werktagen und von 22 Uhr bis 8 Uhr an Sonn- und Feiertagen. Wenn den mindestens 100.000 Betroffenen im Hamburger Norden und im nördlichen Speckgürtel ständig der Schlaf geraubt werde, sei dies in hohem Maße gesundheitsgefährdend. „Diese Belastungen müssen ein Ende haben“, mahnte Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch.

Die Vorsitzenden der Regierungsfraktionen SPD und Grüne, Andreas Dressel und Anjes Tjarks, sagten einer ausführlichen Diskussion über die Petition im Plenum und im Umweltausschuss der Bürgerschaft zu. Und sie ließen keinen Zweifel daran, dass die aktuelle Situation „nicht akzeptabel ist“, so Tjarks. Die Zahl der verspäteten Flüge, die nach dem zurzeit geltenden Betriebsschluss um 23 Uhr landeten, sei in diesem Sommer „auf Rekordniveau“ gewesen, sagt Dressel: „Das kann so nicht bleiben.“

Nur zwölfmal pünktlich Feierabend

Der Flughafen Hamburg ist mit 105 Jahren der älteste und aktuell fünftgrößte Flughafen Deutschlands. 2016 wurde er von rund 16,2 Millionen Passagieren genutzt, ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber 2015. Im selben Jahr bewältigte er 160.000 Starts und Landungen.

Betreiber ist die Flughafen Hamburg GmbH (FHG). Die Gesellschafter sind zu 51 Prozent Hamburg, zu 49 Prozent die Hamburg Airport Partners GmbH, eine Tochter des Baukonzerns Hochtief. Der Umsatz 2016 betrug 296 Millionen Euro.

Eine Verlegung nach Kaltenkirchen wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren diskutiert. Gründe dafür waren vor allem die Umweltbelastungen durch Fluglärm für die Bewohner des Hamburger Nordens sowie der Städte und Gemeinden im schleswig-holsteinischen Umland. Bis heute wurde daraus nichts.

Im Juli und August mussten nach Angaben des Flughafens 216 Flüge zwischen 23 Uhr und 24 Uhr landen, seit Januar waren es insgesamt 685. Der Vorjahresrekord von 774 Flügen ist nicht mehr weit, und 2016 sei „das bisher lauteste Jahr am Flughafen gewesen“, so Braasch. Im Jahr 2016 sei nur in zwölf Nächten der Betriebsschluss um 23 Uhr auch tatsächlich eingehalten worden.

Billigflieger mit älteren und lauteren Maschinen seien für drei Viertel der nächtlichen Landungen verantwortlich, hat der BUND errechnet. Der Anteil der neuen „Flüster-Jets“ aus den leiseren Lärmklassen sei binnen zehn Jahren von 31 Prozent auf 16 Prozent gesunken: „Die Flugzeuge werden nicht leiser“, so Braasch.

Dressel und Tjarks räumten ein, dass auch die seit Juni erhöhten Landegebühren für Verspätungen die Lage keineswegs entspannt hätten. „Wir werden da nachschärfen müssen“, so Dressel. Sogar Landeverbote und Umleitungen mitternächtlicher Flieger nach Rostock-Laage stünden zur Diskussion. Der ehemalige Militärflughafen liegt weit südlich der Stadt in der mecklenburgischen Menschenleere.

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