Hamburger „Golden Pudel Club“ gerettet: Die Kollektivierung eines Pudels

Nach jahrelangem Streit um den Golden Pudel Club hat nun eine Stiftung einen der Eigner ausbezahlt. Langfristig soll der Pudel kollektiviert werden

Menschen demonstrieren vor dem abgebrannten Golden Pudel Club

Nach einem St.-Pauli-Spiel demonstrieren Pudel-Fans im Februar 2016 für den Erhalt des Clubs. Motto: Die Welt ist eine Pudel Foto: dpa

Im Golden Pudel Club kann bald wieder gefeiert werden – darauf haben die BetreiberInnen und SympathisantInnen des Musikclubs am Dienstag mit Sekt angestoßen. Eine Stiftung kauft einen Teil des Gebäudes und macht so den Weiterbetrieb möglich.

Nach dem jahrelangen Streit der beiden Besitzer der Immobilie, Rocko Schamoni und Wolf Richter, drohte dem Pudel bis vor Kurzem die Zwangsversteigerung, da Richter seinen Anteil veräußern wollte. Das Pudel-Kollektiv, das den Club im unteren Teil des Gebäudes unkommerziell bespielt hat, musste befürchten, die geliebte Immobilie an einen Investor zu verlieren.

Der angesetzte Versteigerungstermin war jedoch wegen eines Brandes im Februar verschoben worden – der Dachstuhl war fast komplett ausgebrannt. Der Betrieb des Hauses am Fischmarkt 27 liegt seitdem brach. Seit Freitag ist der Pudel nun gerettet: Die Mara-&-Holger-Cassens Stiftung hat Wolf Richter seinen Anteil abgekauft.

Eingefädelt hatten die freundliche Übernahme die Mietrechtsanwältin Christiane Hollander, die auch Gründungsmitglied des Pudel-Vereins für Gegenkultur ist, und der Kultur-Mäzen Hans Jochen Waitz. Dieser war bereits in den 80ern bei der Lösung des Konflikts um die besetzten Häuser in der Hafenstraße beteiligt.

Rocko Schamoni will seinen Anteil sozialisieren

Der Stiftungsvorsitzende Holger Cassens zeigte sich am Dienstag auf den Treppen vor dem Pudel zufrieden. Das Ziel der Stiftung sei es, zu gleichen Teilen Jugend- und Kulturprojekte zu unterstützen – „da passt der Pudel gut rein“, sagte Cassens zur taz.

Christiane Hollander sagte, nun könne man endlich wieder Pläne machen. Auf das KünstlerInnen-Kollektiv und den Verein kommt nämlich einiges an Arbeit zu – und auch Kosten. Die obere Hälfte des Gebäudes wollen die BetreiberInnen komplett abtragen – eine Reparatur des Dachgeschosses würde sich finanziell nicht lohnen.

Später planen sie, das ehemalige Oberstübchen neu und in veränderter Form wieder aufzubauen. Der untere Stock, wo regelmäßig Konzerte und Partys stattfinden, ist im Kern erhalten geblieben und muss renoviert werden.

Langfristig soll der Pudel komplett dem Kollektiv übereignet werden. Rocko Schamoni will seinen Anteil sozialisieren, wie er der taz bestätigte. Die Rechtsform ist allerdings noch nicht ganz klar, auch die Wege der Finanzierung müssen sich die Pudel-FreundInnen noch überlegen.

Schorsch Kamerun, Mitbetreiber

„Endlich wieder ein Ort, den man für die Zukunft denken kann“

Teuer wird es in jedem Fall, denn die Kredite, die auf dem Gebäude liegen, sind noch nicht abbezahlt. Auch der Umbau wird trotz einer von der Versicherung in Aussicht gestellten Summe einiges an Kosten verursachen. „Aber es ist dann wieder etwas, an das man glauben kann“, sagte Schamoni.

Auch Schorsch Kamerun, Sänger der Goldenen Zitronen und Mitbetreiber des Pudels seit der ersten Stunde, ist erleichtert: „Weil es jetzt endlich weitergeht. Es gibt endlich wieder einen Ort, den man für die Zukunft denken und wo man Utopien entwickeln kann. Es hat sich alles gelohnt.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.