Handball-WM in Schweden: Spielmacher auf Formsuche

Der alte Konflikt zwischen Michael Kraus und Nationaltrainer Heiner Brand ist wieder ausgebrochen. Brand moniert Unkonzentriertheit bei Kraus – der zeigt sich genervt.

Kann sich bei der WM noch nicht so recht entfalten: Michael Kraus, hier im Spiel gegen Bahrain. Bild: dpa

KRISTIANSTAD taz | Michael Kraus stand da, die Arme vor der Brust verschränkt, in Verteidigungshaltung. Um den 27-jährigen Rückraumspieler vom HSV Hamburg scharten sich gestern die Reporter im Hotel Grand Quality in Kristianstad, dem Quartier der deutschen Handballnationalmannschaft bei der WM in Schweden.

Denn vor allem Kraus hatte die Probleme des deutschen Angriffs bei der 24:26-Niederlage gegen Spanien verkörpert. Er selbst ist ratlos: "Ich weiß auch nicht, warum ich noch nicht im Turnier bin. Ich war eigentlich gut drauf."

Kraus gab sich dennoch optimistisch vor der ungemein wichtigen Partie gegen Frankreich am Mittwoch (18.15 Uhr, ARD). "Wir haben ja eigentlich gezeigt, dass wir guten Handball spielen können", sagte Kraus. Aber die Auguren verheißen wenig Gutes. Ohne einen Kraus, den Mann mit dem schnellen Armzug, in einer überragenden Form dürfte ein Sieg gegen den Titelverteidiger in weite Ferne rücken, und damit auch die Chance auf das Halbfinale, welches das Team doch insgeheim angestrebt hatte.

In der Vorrundengruppe A steht für Deutschland am Mittwoch (18.15 Uhr) das schwerste Spiel an: Gegner ist der amtierende Olympiasieger, Welt- und Europameister Frankreich. Am Donnerstag folgt das letzte Spiel gegen Afrikameister Tunesien – gewinnt die Mannschaft von Heiner Brand eines der beiden Spiele, steht sie mit ziemlicher Sicherheit in der Zwischenrunde, die die drei besten Teams der Gruppe erreichen. Dort warten aus der Gruppe B die bereits qualifizierten Teams aus Island, Ungarn und Norwegen.

Überdies kocht es in Kraus, das ließ er gestern anklingen. Die Kritik von Bundestrainer Heiner Brand, ihm fehle es in manchen Momenten an der nötigen Aufmerksamkeit, nervt den Spieler, der den deutschen Angriff lenken soll. Es liege nicht an den handballerischen Fähigkeiten, hat Brand brummend angemerkt, sondern "an der Frage, konzentriert ins Spiel zu gehen". Darauf angesprochen, entgegnet Kraus: "Der Trainer weiß, dass ich mich vor jedem Spiel sehr konzentriere."

Brand aber sagt, es sei ihm "schwerlich erklärlich", warum Kraus nach sehr starken Aufritten bei den Testspielen gegen Schweden und auf Island bei der WM einbreche. "Ich hoffe, dass er die Form dieser Spiele noch findet", sagte der Trainer. "Ich werde mich noch einmal mit ihm hinsetzen und ihm erklären, was ich von ihm erwarte." Aber langfristig ist die Beziehung zwischen Brand und Kraus wohl zum Scheitern verurteilt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.